FoDEx-Studie | Politische Kultur1 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Politische Einstellungen in Niedersachsen während der Corona-Pandemie FoDEx-Studie Nr. 8 (2021) Niedersächsischer Demokratie-Monitor NDM 2021 Julian Schenke, Annemieke Munderloh Simon T. Franzmann, Steffen Kühnel Fo DE x 2. Auflage 2Inhalt Auf einen Blick 1 Vorbemerkung: Zum Forschungszyklus 3 1 Wie sind wir vorgegangen? (Stammdaten) 7 2 Soziodemographische Merkmale der Befragten 9 3 Ergebnisse 15 3.1 Politisches Interesse, Problemwahrnehmung und Bewertung der Politik 15 3.2 Institutionenvertrauen 22 3.3 Demokratiezufriedenheit 25 3.4 Verschwörungsglaube 28 3.5 Regionale Unterschiede im Demokratierückhalt 33 3.6 Alle in der Mitte? Die ideologische Selbstverortung der niedersächsischen Bevölkerung 36 3.7 Corona-Krise 41 4 Fazit und Ausblick: Polarisierende Zufriedenheit? 49 Quellen und Literatur 51 Abbildungsverzeichnis 53 Anhang: Fragebogen 55 Autor*innen 74 FoDEx-Studie | Politische Kultur 1 Auf einen Blick D er „Niedersächsische Demokra-tiemonitor“ (NDM) hat als Längs-schnittstudie die Aufgabe, mehr-heitskulturelle politische Men-talitätstrends in Niedersachsen zu identifizieren und zu dokumentieren. Dafür werden turnusmäßig repräsentative Umfragen in der niedersächsischen deutschsprachigen Wohnbevölkerung durchgeführt (erstmals 2019) und daran anschließend in qualitativen Vertie- fungsstudien die unterhalb der Einstellungse- bene liegenden politisch-kulturellen Sinnbe- züge und Ordnungsideen, also konkret: Menta- litäten und Gesinnungen, erforscht. Für die vor- liegende Studie wurden von April bis Juni 2021 nun zum zweiten Mal Umfragedaten erhoben, die im Folgenden präsentiert und mit den Da- ten von 2019 in Beziehung gesetzt werden. Auf diese Weise können Veränderungen und Kons- tanten in den Einstellungen der Niedersachsen sowie zentrale Fragen nach dem Vertrauen der Bevölkerung in Demokratie, Politik und Institu- tionen, aber auch Ängste und Hoffnungen – hier vor allem im Zusammenhang mit der aktuellen Corona-Pandemie – eruiert werden. Die Studie fragt im Anschluss an die erste Erhe- bung von 2019 danach, ■ ob die in den Vorgängerstudien festge- stellte Konsensmenge bezüglich des Ver- hältnisses der Niedersachsen zu politischen Vorgängen, ihrem Demokratieverständnis und der Beurteilung gesellschaftlicher Pro- bleme sich weiter vergrößert hat oder ob regionale Differenzen nun verstärkt zum Vorschein kommen, ■ wie hoch das politische Interesse der Be- fragten ist und wie sie Politik bewerten, ■ wie stark sie Institutionen und der Demo- kratie vertrauen, ■ wie sich die Befragten selbst politisch ver- orten, ■ wie sie auf die Corona-Krise blicken, ■ welche Rückschlüsse sich aus diesen ab- gefragten Items insgesamt für die Einstel- lungsdisposition der Niedersachsen (insbe- sondere im Vergleich zu 2019) ergeben. Wir kommen zu folgenden Ergebnissen: 1. Die Niedersachsen zeigen weiterhin ein großes politisches Interesse, indem sie politische Vorgänge genau verfolgen (was jedoch nicht mit persönlichem poli- tischem Engagement gleichbedeutend ist); als dringlichstes Problem sehen sie die Corona-Krise an, vor allem im Hinblick auf gesellschaftlichen Zusammenhalt; das Thema Klima ist nur noch für eine spezifi- sche Gruppe vordringlich. 2. Im Vergleich zu 2019 vertrauen noch mehr Befragte darauf, dass die Probleme, die sie selbst als von gesamtgesellschaftlich zen- traler Bedeutung identifizieren, von der Politik gelöst werden können. 3. Die Corona-Krise hat nicht wie befürchtet zu einer Vertrauenskrise des politischen Systems geführt; ganz im Gegenteil: Das FoDEx-Studie | Politische Kultur2 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Vertrauen in Politik und Institutionen ist während der Pandemie in Niedersach- sen sogar leicht gestiegen. Es ist nur eine Minderheit, die die staatliche Politik der Corona-Bekämpfung als störend empfin- det bzw. offen ablehnt. Die größte Sorge hegen die Niedersachsen insgesamt davor, dass die Pandemie den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden könnte. 4. Die Hälfte der Befragten zeigt sich zufrie- den mit der Demokratie; wir sehen sowohl einen Anstieg der Zufriedenheit als der Unzufriedenheit mit der Demokratie im Vergleich zu 2019. 5. Es zeigen sich regionale Unterschiede in der Unterstützung der Prinzipien der reprä- sentativen Demokratie; sie ist am stärksten in der Region südlich von Hamburg ausge- prägt und am geringsten in den Regionen um Braunschweig, Wolfsburg, Goslar und Göttingen. Dies ist aber ein Befund auf der Basis einer sehr groben Regionseinteilung und vor der Durchführung weitergehender Analysen vorsichtig zu interpretieren. 6. Der Anteil derjenigen, die zum Verschwö- rungsglauben neigen, ist im Vergleich zu 2019 konstant geblieben, wobei auffällt, dass Jüngere und formal höher Gebildete eher resilient sind; der Anteil derer, die glauben, dass der Einfluss von Lobbyis- ten auf politische Entscheidungen unter- schätzt werde (was die Vertiefungsstudie aus dem Jahr 2020 bereits nahelegte), ist indes sehr hoch. 7. Die meisten Niedersachen verorten sich selbst auf einer Links-Rechts-Skala in der Mitte. Nur wenige Befragte geben an, rechts der Mitte positioniert zu sein. 8. Die Niedersachsen sind gespalten, wenn es um die Bewertung der politischen Maß- nahmen während der Corona-Pandemie geht: Während die eine Hälfte der Befrag- ten zufrieden mit der staatlichen Coro- na-Bekämpfung ist, ist die andere Hälfte entsprechend unzufrieden. Allerdings liegt hierin keine klare eindimensionale Polari- sierung. Denn die Gruppe der mit der Coro- na-Politik Unzufriedenen unterscheidet sich intern nochmals deutlich in den Moti- vlagen. Dies zeigt sich schon daran, dass gleichzeitig eine deutliche Mehrheit der Befragten prinzipiell staatliche Vorgaben bei der Pandemiebekämpfung dezidiert als gerechtfertigt ansieht und nicht grundsätz- lich opponiert. FoDEx-Studie | Politische Kultur 3 Vorbemerkung: Zum Forschungszyklus W ie groß ist das Vertrauen der niedersächsischen Bevölke-rung in die Demokratie? Wie bewertet sie staatliche, poli-tische und zivilgesellschaft- liche Institutionen? Welche gesellschaftspoli- tischen Probleme, Ängste und Hoffnungen gibt es und wie viel Vertrauen setzen die Bürger*in- nen Niedersachsens in die Problemlösungs- kompetenz von Regierung, Politik, Behörden, Gerichten, Öffentlichkeit? Und wie blicken die Niedersachsen in die Zukunft? Aktuelle wissenschaftliche Antworten auf diese Fragen zu liefern, ist die Aufgabe des an der Forschungs- und Dokumentationsstelle zur Analyse politischer und religiöser Extre- mismen in Niedersachsen (FoDEx) angesie- delten und in Kooperation mit dem Metho- denzentrum Sozialwissenschaften (MZS) der Georg-August-Universität Göttingen erstell- ten Niedersächsischen Demokratie-Monitors (NDM), der ersten Längsschnitt-Studie dieser Art in einem westdeutschen Bundesland. Das Ziel des NDM ist, die politische Mehrheitskultur Niedersachsens zu erschließen, zentrale Men- talitätsströme zu identifizieren, und in Zukunft auch zu fundierten Aussagen über Längs- schnittentwicklungen zu gelangen. Der NDM veröffentlicht in Zwei-Jahres-Zyklen einer- seits statistisch repräsentative, andererseits qualitativ vertiefende Daten. Diese multime- thodische Verklammerung erlaubt es, Wahr- nehmungsmuster und Beurteilungsmaßstäbe vertiefend auszuleuchten und den Fragebogen für darauffolgende repräsentative Umfragen anzupassen. Bisher sind erschienen: ■ Marg, Stine/Finkbeiner, Florian/Kühnel, Steffen/Dermitzaki, Efpraxia: Niedersächsi- scher-Demokratie-Monitor. NDM 2019. Fo- DEx-Studie Politische Kultur Nr. 2, Göttin- gen 2019. ■ Schenke, Julian/Trittel, Katharina/Neu- mann, Amelie: Die ungeschriebene Verfas- sung der Niedersachsen. 1. Qualitative Ver- tiefungsstudie des Niedersächsischen De- mokratie-Monitors (NDM). FoDEx-Studie Politische Kultur Nr. 5, Göttingen 2020. Die vorliegende Studie baut auf diesen bereits publizierten Resultaten des ersten Erhebungs- zyklus auf und referiert Ergebnisse einer neuen repräsentativen Erhebung. In ihrer methodi- schen Anlage entspricht sie weitestgehend dem NDM 2019, dennoch wurden infolge verschie- dener Einsichten der qualitativen Vertiefungs- studie Änderungen an der Item-Batterie vor- genommen. Neben Umformulierungen betrifft das vor allem die Ergänzung einzelner Items zur politischen und ideologischen Verortung, zum Institutionenvertrauen sowie zum Ver- schwörungsglauben,1 ferner die Fortlassung ei- niger Detailfragen zum Demokratiebegriff (Zu- ordnung von Kernelementen der Demokratie, Vorteile und Nachteile dieser Regierungsform) – einerseits, weil die 2019 dokumentierten Un- 1 Hier gab der in den Fokusgruppendiskussionen von 2020 auffällige Orientierungsanker von Lobbys und Lobbyisten als Inbegriff der Manipulation politischer Prozesse durch mächtige Wirtschaftsinteressen den entscheidenden Hinweis, ein entsprechendes Item aufzunehmen (s. u.). FoDEx-Studie | Politische Kultur4 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 terschiede im Demokratieverständnis durch die in der qualitativen Vertiefung von 2020 her- ausgearbeiteten politisch-sozialen Deutungs- muster aufgelöst werden konnten; anderer- seits, um Platz für ein Monitoring der aktuellen Gesundheitskrise zu schaffen. Ein neuer The- menschwerpunkt widmet sich nun der Sicht- weise der niedersächsischen Bevölkerung auf die Herausforderungen der seit über andert- halb Jahren andauernden SARS-CoV-2-Pan- demie und wirft einen Blick auf die Frage nach den Auswirkungen dieser Krisensituation auf das Institutionen- und Demokratievertrauen im zweitgrößten Flächenland der Bundesrepublik. Ein grundsätzliches Interesse von FoDEx liegt in der regionalen Verteilung von Einstellungs- mustern. Im Kontext der NDM-Studien aber legte die qualitative Vertiefungsstudie von 2020 nahe, dass hinsichtlich der grundlegen- den politisch-sozialen Deutungsmuster (Ver- 1. Niedersächsischer Demokratie-Monitor (NDM) 2019 (Pilotstudie) ■ Ziel 1: Messung der Einstellungen zu Politik, Demokratie und Gesellschaft ■ Ziel 2: Dokumentation von Längsschnitt- Entwicklungen ■ Standardisierte Befragung ■ CATI-Modell (Telefoninterviews, 70 % Fest- netz, 30 % Mobiltelefon) ■ Ziel 1: Gezielte Vertiefung ausgewählter Fragestellungen auf Grundlage der voran- gegangenen Studie ■ Ziel 2: Überarbeitung und Spezifikation der NDM-Item-Batterie ■ Qualitativ-interpretative Methodik (nichtstandardisierte Erhebungsmetho- den) 2020: Fokusgruppenstudie ■ Ziele und Methodik: wie 1. NDM 2019 ■ Spezifizierung und Ergänzungen der Item-Batterie ■ Implementierung eines Themenschwer- punkts zur Corona-Krise ■ Ergänzung und Umformulierung einzelner Items ■ Ziele und Methodik: wie 1. Qualitative Ver- tiefungsstudie 2020 ■ Konkretes Erkenntnisinteresse wird derzeit noch entwickelt ■ Fokusgruppenstudie und / oder halbstan- dardisierte Einzelinterviews und /oder Se- kundärauswertung 2. Niedersächsischer Demokratie-Monitor (NDM) 2021 1. Qualitative Vertiefungsstudie 2020 („Die ungeschriebene Verfassung der Niedersachsen“) 2. Qualitative Vertiefungsstudie (geplant 2022) Vorbemerkung: Zum Forschungszyklus FoDEx-Studie | Politische Kultur 5 Strukturdaten der NDM-Studien im Vergleich NDM 2019 NDM 2020 NDM 2021 ■ Standardisierte Befragung ■ Repräsentative Stichprobe der niedersächsischen, deutschsprachigen Wohn- bevölkerung ■ 1.001 Befragte ■ CATI-Erhebung mit Dual-Frame-Ansatz (70 % Festnetz, 30 % Mobilfunk) ■ Durchschnittliche Inter- viewdauer: 26,1 Minuten ■ Gewichtung nach Maßgabe der amtlichen Bevölke- rungsstatistik ■ Erhebungszeitraum: 09.11.2018–04.12.2018 ■ Qualitative Fokusgruppen- studie ■ Maximal kontrastiver Ver- gleich zwischen den Groß- regionen Weser-Ems und Raum Braunschweig ■ Zufällige Stichprobe aus Einwohner*innen der vier Städte Oldenburg, Osna- brück, Braunschweig und Salzgitter ■ Acht ca. zweistündige Fo- kusgruppen mit jeweils sechs bis neun Personen (insgesamt 60 Personen) ■ 16,5 Stunden Gesprächs- material, 632 Seiten Transkript ■ Erhebungszeitraum: November 2019 – Februar 2020 ■ Standardisierte Befragung ■ Repräsentative Stichprobe der niedersächsischen, deutschsprachigen Wohn- bevölkerung ■ 1.001 Befragte ■ CATI-Erhebung mit Dual-Frame Ansatz (70 % Festnetz, 30 % Mobilfunk) ■ Durchschnittliche Interview dauer: 25,6 Minuten ■ Gewichtung nach Maßgabe der amtlichen Bevölke- rungsstatistik ■ Erhebungszeitraum: 30.04.2021–13.06.2021 hältnis zu politischen Vorgängen, Demokratie- verständnis, Gerechtigkeitsauffassungen) eine ausgeprägte Übereinstimmung zwischen den Niedersachsen besteht, während sich regionale Differenzen zwischen den Großregionen We- ser-Ems (Oldenburg/Osnabrück, relativ schwa- che AfD-Wahlergebnisse) und Raum Braun- schweig (Braunschweig/Salzgitter, relativ starke AfD-Wahlergebnisse) nur gering ausgeprägt sind. Wir haben dieses Jahr in Bezug auf die Grundprinzipien der Unterstützung der reprä- sentativen Demokratie noch einmal nach re- gionalen Unterschieden gesucht und sind fün- dig geworden: der Raum Braunschweig sowie die Region um Göttingen herum weisen deut- lich geringe Werte auf als dies im Bereich Lüne- burgs der Fall ist. FoDEx-Studie | Politische Kultur6 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 1 Wie sind wir vorgegangen? (Stammdaten) FoDEx-Studie | Politische Kultur 7 1 Wie sind wir vorgegangen? (Stammdaten) D ie Auswahlgesamtheit der vor-liegenden Studie beruht auf der deutschsprachigen Wohnbevöl-kerung des Bundeslandes Nieder-sachsen ab 16 Jahren in Privat- haushalten (am Ort der Hauptwohnung), unab- hängig von der jeweiligen Nationalität. Ange- strebt wurde eine für Niedersachsen repräsen- tative Stichprobe mit 1.000 Fällen (realisiert: 1.001) aus der deutschsprachigen Wohnbevöl- kerung; die Befragung erfolgte mithilfe compu- tergestützter, standardisierter, deutschsprachi- ger Telefoninterviews (CATI) in einem Dual-Fra- me-Ansatz (70  Prozent der Stichprobe über Festnetz, 30 Prozent über Mobilfunk). Für die Er- hebung wurde die BIK ASCHPURWIS + BEHRENS GmbH beauftragt. Als Auswahlgrundlage diente die ADM-Telefonauswahlgrundlage 2020. Um die unterschiedliche Teilnahmebereitschaft und Verweigerungsneigung von Personen bestimm- ter demographischer Merkmalsgruppen auszu- gleichen, wurden auf Basis der Verteilung von Alter, Geschlecht und Bildung im Mikrozensus 2019 entsprechende Gewichtungen gesetzt. Wie bei Telefonumfragen üblich, zeigen sich aufgrund unterschiedlicher Erreichbarkeit und Teilnahmebereitschaft Abweichungen der Stich- probe gegenüber der amtlichen Statistik (basie- rend auf Hochrechnungen des Mikrozensus 2021) vor allem bei der Bildungsverteilung und in ge- ringerem Maße auch bei Alter und Geschlecht. Die Gewichte sind so gebildet, dass nach der Ge- wichtung die in der Stichprobe beobachteten re- lativen Häufigkeiten der Kombinationen von Al- ter, Geschlecht und Schulbildungsabschluss mit den entsprechenden Anteilen in der Population übereinstimmen. Die Interviews wurden zwischen dem 30. Ap- ril und dem 13. Juni 2021 durchgeführt und dauer- ten im Schnitt ca. 25,6 Minuten.2 Die Auswertung der Daten erfolgte von Julian Schenke in Zusam- menarbeit mit Annemieke Munderloh und unter wissenschaftlicher Leitung von Simon T. Franz- mann (Direktor des Instituts für Demokratiefor- schung der Georg-August Universität Göttingen) sowie Steffen Kühnel (Emeritierter Leiter des Me- thodenzentrums Sozialwissenschaften an der Georg-August Universität Göttingen). 2 Ein möglicher Einfluss der Entwicklungen innerhalb des Befragungszeitraums auf manche der hier vor- gestellten Ergebnisse ist nicht auszuschließen. In die Phase zwischen dem 30. April (Beginn der Befragung) und dem 13. Juni 2021 (Ende der Befragung) fallen sowohl sinkende Inzidenzwerte und sukzessive Locke- rungen als auch ein spürbarer Fortschritt der Impf- kampagne, insgesamt zeigt sich eine deutliche Ent- spannungstendenz nach etwa 7 Monaten des Lock- downs. Wie das COSMO COVID-19 Snapshot Monito- ring belegt (vgl. Universität Erfurt: COSMO – COVID-19 Snapshot Monitoring. Akzeptanz aktueller Maßnah- men, 16.07.2021, URL: https://projekte.uni-erfurt.de/ cosmo2020/web/topic/politik/20-akzeptanz/ [ein- gesehen am 30.08.2021]), variiert die Akzeptanz der Eindämmungsmaßnahmen je nach Infektionszahlen und Risikowahrnehmung. FoDEx-Studie | Politische Kultur8 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 2 Soziodemographische Merkmale der Befragten FoDEx-Studie | Politische Kultur 9 2 Soziodemographische Merkmale der Befragten D ie dieser Studie zugrundelie-gende Stichprobe von 1.001 zu-fällig ausgewählten Personen aus der deutschsprachigen Wohnbe-völkerung Niedersachsens wurde nach Maßgabe der amtlichen Statistik des Mi- krozensus 2019 hinsichtlich Alter, Geschlecht3 und Bildungsstand gewichtet (Abweichungen sind stets gekennzeichnet). Gewichtungen sind in quantitativen Untersuchungen gängige Mit- tel, um Unterschiede zwischen den erreichten, befragten Personen und der tatsächlichen Be- völkerungsverteilung auszugleichen, sodass re- präsentative Aussagen getroffen werden kön- nen. Unter- beziehungsweise überrepräsen- tierte Gruppen werden dabei stärker respektive schwächer gewichtet, um unverzerrte Schät- zungen zu erhalten. Ungewichtet sind die Be- fragten unseres Samples tendenziell älter, häu- figer weiblich und gebildeter als der aktuelle er- rechnete Durchschnitt.4 Wenn die Fallzahlen zwischen den einzel- nen Angaben und Grafiken voneinander abwei- chen, liegt das daran, dass manche der Befragten nicht jede Frage beantwortet haben oder bei be- stimmten Variablen und Visualisierungen nicht jede Antwortkategorie in die Analyse eingegan- 3 Den Befragten wurden die Auswahlmöglichkeiten männlich, weiblich und divers vorgegeben. Keine*r der Befragten wählte divers. 4 Vgl. Statistisches Bundesamt: Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Haushalte und Familien. Ergeb- nisse des Mikrozensus 2019. Fachserie 1, Reihe 3, 2020, S. 60 f. 3 % 17 % 35 % 46 % Höchster erreichter Schulabschluss kein Abschluss Volks-/ Hauptschulabschluss mittl. Reife/ Realschulabschl. (Fach-) Hochschulreife/ Abitur ungewichtete Angaben von 997 Befragten 9 % 8 % 14 % 23 % 21 % 24 % 16-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70+ Alter der Befragten ungewichtete Angaben von 996 Befragten Abbildung 1: Höchster erreichter Schulabschluss Abbildung 2: Alter der Befragten FoDEx-Studie | Politische Kultur10 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 gen ist – so wurden Personen, die auf eine Frage „weiß nicht“ geantwortet haben, in der Regel nicht mit einbezogen. 46 Prozent der Interview- ten, beinahe die Hälfte, verfügt über eine allge- meine oder fachgebundene Hochschulreife, wei- tere 35  Prozent über einen Realschulabschluss bzw. die mittlere Reife; 57 Prozent der Befragten haben eine Berufsausbildung abgeschlossen, 38 Prozent – mehr als ein Drittel – ein Studium oder beides absolviert. In Übereinstimmung mit den Hochrechnungen des Mikrozensus 20195 sind 5 Vgl. ebd., S. 60. 3 % 5 % 8 % 11 % 10 % 12 % 8 % 11 % 4 % 11 % 17 % 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % 12 % 14 % 16 % unter 1.000 € 1.000 € bis 1.499 € 1.500 € bis 1.999 € 2.000 € bis 2.499 € 2.500 € bis 2.999 € 3.000 € bis 3.499 € 3.500 bis 3.999 € 4.000 bis 4.499 € 4.500 bis 4.999 € 5.000 € bis 5.499 € 5.500 € und mehr Netto-Haushaltseinkommen der Befragten ungewichtete Angaben von 735 Befragten 1 % 1 % 3 % 14 % 35 % 1 % 8 % 22 % 16 % kein Abschluss Berufsausb. ohne Abschluss Hauptschulab. ohne Berufsausb. Hauptschulab.+Berufsausb. (ohne Stud.) mittl. Reife+Berufsausb. ohne Studium (Fach-) Abitur ohne Berufsausb./Studium (Fach-) Abitur+Berufsausb. (ohne Studium (Fach-) Abitur+abg. Studium (Fach-) Abitur+abg. Berufsausb.+Studium 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % Berufsausbildung ungewichtete Angaben von 996 Befragten ) Abbildung 3: Berufsausbildung Abbildung 4: Netto-Haushaltseinkommen der Befragten 2 Soziodemographische Merkmale der Befragten FoDEx-Studie | Politische Kultur 11 mit 56 Prozent etwas mehr als die Hälfte unse- res Samples in Vollzeit (39 Prozent) oder Teilzeit (17 Prozent) erwerbstätig, die große Mehrheit von ihnen (68  Prozent der Erwerbstätigen) im An- gestelltenverhältnis, 17  Prozent Selbstständige oder Freiberufler*innen, 7 Prozent Beamt*innen und 7 Prozent Arbeiter*innen. Unter den Nicht- erwerbstätigen finden sich etwa 71 Prozent Rent- ner*innen; zu je 4 bis 5  Prozent vertreten sind Studierende, Schüler*innen, Hausfrauen bzw. Hausmänner. 93  Prozent der Befragten sind in Deutschland geboren. Auch das Netto-Haushaltseinkommen un- seres Samples liegt über dem im Mikrozensus angegebenen Durchschnitt: Während dort etwa 17 Prozent der Haushalte monatlich über 4.500 € und mehr verfügen,6 sind es hier 32 Prozent. Zwar sind diese Zahlen mit Zurückhaltung zu interpre- tieren, da insgesamt 266 Personen, etwas mehr als ein Viertel, die Angabe gänzlich verweigert haben; für die Situation der Menschen während der SARS-CoV-2-Pandemie ist jedoch relevant, dass in 91  Prozent der Haushalte der Befragten eine oder zwei Personen zu diesem Einkommen beitragen und in immerhin 20 Prozent von ihnen seit Beginn der Krise Einbußen durch Kurzarbeit hingenommen werden mussten bzw. müssen. Unverkennbar ist die noch immer sichtbare protestantische Prägung der niedersächsischen Bevölkerung: Mit 44 Prozent bilden die Angehö- rigen der evangelisch-lutherischen Konfession (ergänzt durch 3  Prozent Freikirchler*innen) die größte Gruppe im Sample, gefolgt von 31  Pro- zent Konfessionslosen und 17  Prozent Angehö- rigen der römisch-katholischen Kirche. 2  Pro- zent gehören anderen christlichen Religions- gemeinschaften an, 3  Prozent einer der nicht- christlichen Religionsgemeinschaften. Angehöri- gen nicht-christlicher Glaubensgemeinschaften misstrauen die Befragten tendenziell stark (mehr dazu weiter unten), jedoch folgt an dritter Stelle direkt starkes Misstrauen auch christlichen Reli- gionsgemeinschaften gegenüber. Welche Rolle die Religion im privaten Alltag der Menschen spielt, erscheint allerdings fraglich: 77  Prozent derjenigen, die einer Glaubensgemeinschaft an- gehören, engagieren sich nicht oder nur selten in 6 Vgl. ebd., S. 34. ihr. Auch wenn das größte Misstrauen den christ- lichen Religionsgemeinschaften gegenüber von der Gruppe der Konfessionslosen ausgeht, hält die Selbstzuordnung zur evangelischen oder ka- tholischen Kirche unsere Befragten nicht davon ab, ebenfalls Misstrauen diesen gegenüber zu äußern. 48 Prozent derer, die sich selbst als evan- gelisch oder katholisch bezeichneten, misstrauen den christlichen Religionsgemeinschaften eher oder stark. Es scheint also nach wie vor eine klare niemand eine Person zwei Personen gewichtete Angaben von 1.001 Befragten 17 % 81 % 3 % Wie viele dieser Mitglieder mussten seit Beginn der Corona-Pandemie in Kurzarbeit? 38 % 53 % 8 % 2 % 1 2 3 4 Wie viele Mitglieder des Haushalts tragen zum Einkommen bei? gewichtete Angaben von 1.001 Befragten Abbildung 5: Netto-Einkommen Haushaltsmitglieder Abbildung 6: Haushaltsmitglieder Kurzarbeit FoDEx-Studie | Politische Kultur12 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Distinktion zwischen der persönlichen Religio- sität und der Einstellung religiöser Institutionen gegenüber zu geben, was womöglich auch das geringe Engagement innerhalb ihrer Gemeinden erklärt. Die Sicht der Niedersachsen auf die Re- levanz der jüdisch-christlichen Tradition für die Kultur in Deutschland ist ebenso durchwachsen, wobei immerhin 43  Prozent der Befragten sie für wichtig bis sehr wichtig halten. Die bereits im NDM 2019 geäußerte Vermutung, dass sich die wahrgenommenen religiösen Traditionen eher aus einer säkularen Perspektive kultureller Iden- tifikation als aus tatsächlicher Frömmigkeit spei- sen,7 scheint sich zu bestätigen. Auch abseits der Kirchen und Glaubensge- meinschaften ist ein großer Teil unserer Be- fragten zivilgesellschaftlich eingebunden, da- bei oft mit einem deutlich höheren Engagement. 50  Prozent von ihnen gehören einem Kultur- oder Sportverein an, 21  Prozent einer Gewerk- schaft und 6 Prozent einer politischen Partei. Von den Vereinsmitgliedern bezeichnen sich 54 Pro- zent als aktive Mitglieder, von den (wenigen) Par- teimitgliedern 47  Prozent; demgegenüber brin- gen sich nur 18  Prozent aktiv in ihrer Gewerk- schaft ein. 7 Vgl. Marg, Stine/Finkbeiner, Florian/Kühnel, Steffen/ Dermitzaki, Efpraxia: Niedersächsischer-Demokratie- Monitor. NDM 2019. FoDEx-Studie Politische Kultur Nr. 2, Göttingen 2019, S. 10. 58 % 71 % 56 % 2 % 2 % 17 % 40 % 27 % 27 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % Den christlichen Religionsgemeinschaften (n=981) Den anderen Religionsgemeinschaften (n=967) Kirchen und Religionsgemeinschaften insg. (n=965) Vertrauen in Kirchen und Religionsgemeinschaften vertraue eher nicht / vertraue überhaupt nicht teils/teils vertraue stark / vertraue eher gewichtete Angaben 44 % 3 % 17 %2 % 3 % 31 % Konfessionszugehörigkeit evangelisch ev. Freikirche katholisch andere chr. Religionsgemeinschaft andere nicht-chr. Religionsgemeinschaft konfessionslos gewichtete Angaben von 993 Befragten Abbildung 7: Vertrauen in Kirchen und Religionsgemeinschaften Abbildung 8: Konfessionszugehörigkeit 2 Soziodemographische Merkmale der Befragten FoDEx-Studie | Politische Kultur 13 8 % 18 % 30 % 26 % 17 % sehr unwichtig eher unwichtig teils/teils eher wichtig sehr wichtig gewichtete Angaben von 962 Befragten Wichtigkeit der christlich-jüdischen Tradition für die Kultur in Deutschland Abbildung 9: Jüdisch-christliche Tradition Abbildung 10: Mitgliedschaften Abbildung 11: Zivilgesellschaftliches Engagement 6 % 21 % 50 % 66 % politischer Partei Gewerkschaft Kultur- oder Sportverein Kirche oder Religionsgemeinschaft 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % Mitglied in... (Mehrfachauswahl) gewichtete Angaben von 992 bis 1.001 Befragten 18 % 23 % 47 % 54 % Gewerkschaft (210 Befragte) Glaubensgemeinschaft (687 Befragte) politische Partei (61 Befragte) Verein (499 Befragte) 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % Aktive Mitglieder gewichtete Angaben FoDEx-Studie | Politische Kultur14 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 FoDEx-Studie | Politische Kultur 15 3 Ergebnisse 3.1 Politisches Interesse, Problemwahrnehmung und Bewertung der Politik A nders als im NDM 20198 bekun-den nur noch 41  Prozent (vor-mals 48 Prozent) ein starkes und sehr starkes, weitere 41  Prozent ein mittleres Interesse an Poli- tik – gegenüber 12 wenig und 6  Prozent über- haupt nicht Interessierten (vormals 8 und 3 Pro- zent). Nichtsdestotrotz spiegeln die von uns Be- fragten damit nahezu exakt den im historischen Verlauf zurzeit relativ hohen Durchschnittswert politisch Interessierter der ALLBUS-Zahlen für Westdeutschland wider;9 zudem steht die wei- terhin geringe Zahl politisch Desinteressierter in markantem Kontrast zum vergleichsweise großen Anteil in manchen ostdeutschen Län- dern, etwa in Sachsen (59  Prozent Desinteres- sierte)10 und Brandenburg (44 Prozent Desinte- 8 Vgl. Marg et al.: NDM 2019, S. 15. 9 Vgl. Weßels, Bernhard: Politisches Interesse und poli- tische Partizipation, in: bpb.de, 10.03.21, URL: https:// www.bpb.de/nachschlagen/datenreport-2021/poli- tische-und-gesellschaftliche-partizipation/330210/ politisches-interesse-und-politische-partizipation [eingesehen am 20.08.2021]. 10 Vgl. dimap Institut für Markt- und Politikforschung: Sachsen-Monitor 2018. Ergebnisbericht, Bonn 2018, S. 27. ressierte)11. Die Niedersachsen verfolgen poli- tische Themen und Vorgänge also unverändert mit großem Interesse. Angesichts der geringen Zahl parteipolitisch organisierter Personen wird man den Grund für dieses insgesamt mehrheit- lich ausgeprägte Interesse zumindest in Nieder- sachsen allerdings nicht primär an die Vorstel- lung bestimmter weltanschaulicher Bindungen an spezifische politische Fraktionen knüpfen dürfen. Vielmehr legt unsere qualitative Vertie- fungsstudie von 2020 nahe, dass es in Nieder- sachsen vielerorts zum guten Ton gehört, als demokratische*r Bürger*in tagespolitisch zu- mindest grundlegend informiert zu sein und das (welt-)politische Geschehen mit einer gewissen 11 Vgl. Müller-Hilmer, Rita: Brandenburg-Monitor 2020. Studie im Auftrag der Staatskanzlei des Landes Bran- denburg, 2020, Frage 14/15. 6 % 12 % 41 % 30 % 11 % gar nicht wenig mittel stark sehr stark Interesse an Politik gewichtete Angaben von 1.000 Befragten Abbildung 12: Interesse an Politik FoDEx-Studie | Politische Kultur16 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Aufmerksamkeit zu verfolgen.12 Dementspre- chend wird auch in unserem aktuellen Sample von einem regen Gebrauch verschiedenster 12 Vgl. Schenke, Julian/Trittel, Katharina/Neumann, Amelie: Die ungeschriebene Verfassung der Nieder- sachsen. 1. Qualitative Vertiefungsstudie des Nieder- sächsischen Demokratie-Monitors (NDM). FoDEx- Studie Politische Kultur Nr. 5, Göttingen 2020, S. 32 f. politischer Informationskanäle Zeugnis abge- legt: 81 Prozent der Befragten geben an, regel- mäßig persönliche Gespräche über politische Themen zu führen, 86 Prozent informieren sich über das Fernsehen, 75 Prozent über das Radio, 59 Prozent über Zeitungsmedien (Print und On- line), 34 Prozent über die sozialen Medien. Dass mehr als ein Drittel der Befragten angeben, sich über soziale Medien zu politischen Themen in- 6 % 6 % 39 % 23 % 36 % 52 %52 % 48 % 7 % 17 % 8 % 1 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % den öffentlich-rechtlichen Medien (n= 980) den Zeitungen (Print und Internet) (n= 958) den sozialen Medien (n= 944) Vertrauen in Medien vertraue überhaupt nicht vertraue eher nicht vertraue eher vertraue stark gewichtete Angaben 1 % 2 % 3 % 3 % 4 % 5 % 5 % 6 % 7 % 65 % Gesundheitswesen, Pflege keine Angabe Bildung und Ausbildung, Digitalisierung Wirtschaftslage Migration und Integration, Ingroup/Outgroup-Denken Soziale Gerechtigkeit, soziale Ungleichheit Politiker- und Parteienverdruss Sorge um gesellschaftlichen Zusammenhalt allgemein Umweltschutz, Klimawandel, Energiewende Corona-Krise insgesamt 0 % 20 % 40 % 60 % Was ist zur Zeit das wichtigste Problem in Deutschland? ungewichtete Angaben von 1.001 Befragten Abbildung 13: Vertrauen in Medien Abbildung 14: Wichtigstes Problem in Deutschland 3 Ergebnisse FoDEx-Studie | Politische Kultur 17 formieren, ist besonders vor dem Hintergrund interessant, dass ebendiese unangefochten an der Spitze der Misstrauensskala stehen (s. dazu auch Abbildung 21). Über die Hälfte der Befragten (52  Prozent) geben an, dass sie so- zialen Medien eher misstrauen, 39 Prozent gar stark. Im Vergleich zu den anderen Institutio- nen, die wir im Zuge dessen abgefragt haben, ist der Abstand zu den Nächstplatzierten (andere, nicht-christliche Religionsgemeinschaften, de- nen 22 Prozent der Befragten stark misstrauen) mit über 17 Prozent groß. Den öffentlich-recht- lichen Medien vertrauen über zwei Drittel der Befragten stark und eher (im Vergleich zur Er- hebung von vor zwei Jahren ein Zugewinn von 12 Prozentpunkten), Print- und Onlinezeitungen hingegen wird mit 59 Prozent der Befragten, die ihnen eher oder stark vertrauen, deutlich weni- ger Vertrauen entgegengebracht. Wie in der ersten Erhebung des NDM 2019 und in der qualitativen Vertiefungsstudie von 2020 baten wir die Niedersachsen auch diesmal um eine Einschätzung der derzeit drängendsten po- litischen Problemlagen in Deutschland. Die Ant- worten des NDM 2021 weichen in ihrer Relevan- zordnung erwartungsgemäß von der vergange- nen Erhebung ab: Bestimmten 2019 und 2020 noch die Wahrnehmung sozialer Ungerechtig- keit (22  Prozent), der Migrationspolitik (18  Pro- zent) sowie die Sorge um den gesellschaftlichen Zusammenhalt (9 Prozent) den Blick,13 macht sich nun unverkennbar die Erfahrung der monate- langen thematischen Präsenz der Corona-Pan- demie in Alltag und Medien geltend. Eine deutli- che Mehrheit von 65 Prozent der Befragten sieht den größten politischen Handlungsbedarf in der Bewältigung der Corona-Krise, d. h. in der Ein- dämmung der Infektionen, dem Aufrechterhal- ten eines kontinuierlichen Impffortschritts oder in der baldigen Rückkehr zu einem restriktions- freieren Alltagsleben. Wir werden später im Ka- pitel zu den Sorgen bezüglich der Corona-Pan- demie sehen, dass die Frage des gesellschaftli- chen Zusammenhalts dort dominiert – was ein Hinweis darauf ist, dass sich unter der Oberfläche der Corona-Pandemie noch zum Teil die altbe- kannten Probleme verbergen. Die Bewältigung des Klimawandels halten nur 7  Prozent für das wichtigste Problem, 6 Prozent befürchten zuneh- 13 Vgl. Marg et al.: NDM 2019, S. 20–23 und Schenke et al.: Die ungeschriebene Verfassung der Niedersachsen, S. 34 ff. 0,5 % 1 % 2 % 4,9 % 5,4 % 5,5 % 14 % 18 % 20 % 28 % Lobbyismus Politiker- und Parteienverdruss Umweltschutz, Klimawandel, Energiewende Gesundheitswesen, Pflege Wirtschaftslage Corona-Krise insgesamt Soziale Gerechtigkeit, soziale Ungleichheit Migration und Integration, Ingroup/Outgroup-Denken Stabilität des politischen Systems, Zusammenhalt keine Angabe 0 % 10 % 20 % 30 % ungewichtete Angaben von 1.001 Befragten Was ist zur Zeit das zweitwichtigste Problem in Deutschland? Abbildung 15: Zweitwichtigstes Problem in Deutschland FoDEx-Studie | Politische Kultur18 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 mende gesellschaftliche Desintegrationstenden- zen, 5 Prozent äußern sich angesichts der partei- politischen Personalauswahl (insbesondere der Kanzlerkandidat*innen) verdrossen. Demgegen- über werden die Kernthemen von 2019 explizit nur selten genannt: 5 Prozent der Befragten se- hen den primären Handlungsbedarf im Feld so- zialer Ungleichheit bzw. Gerechtigkeit, 4  Pro- zent in der Migrations- und Integrationspolitik sowie verstärktem Ingroup/Outgroup-Denken14, das Ausgrenzung und Diskriminierung von (ver- meintlich) nicht-Deutschstämmigen zur Folge hat. Daraufhin nach dem zweitwichtigsten Prob- lem in Deutschland befragt (s. Abbildung 15), zei- gen sich folgende Werte: 20 Prozent fürchten um den gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie die Stabilität des politischen Systems der Bundes- republik, 18 Prozent der Befragten sehen vor al- lem die Migrations- und Integrationspolitik so- wie Ingroup/Outgroup-Denken als unbewältigte Herausforderung an, 14  Prozent sprechen The- men sozialer Gerechtigkeit und Ungleichheit an, 5 Prozent die Wirtschaftslage. Die Klimakrise ist hier mit 2  Prozent (gegenüber 11  Prozent beim NDM 2019) weit abgeschlagen. Anscheinend den- ken die Befragten größtenteils entweder direkt als erstes an die Bewältigung der Klimakrise oder sehen diese als ein nicht vordringlich zu lösendes Problem an. Interessanterweise ist 2021 der Wert derjenigen, die kein zweites Problem angeben, noch höher als 2019: damals waren es 20  Pro- zent der Befragten, nun sind es 28 Prozent. Plau- 14 Mit den Begriffen Ingroup und Outgroup (dt.: Eigen- und Fremdgruppe) werden Gruppenzugehörigkeiten von Menschen auf verschiedenen Ebenen unterschie- den. Während sich von der Outgroup (bewusst oder unbewusst) abgegrenzt wird, ist die Ingroup stets jene Gruppe, mit der sich Personen identifizieren und auf Basis verschiedenster Merkmale ein „Wir-Gefühl“ entwickeln, das die Gruppenkohäsion stärkt und zur Aufwertung des individuellen oder kollektiven Selbst- wert-Gefühls durch Gruppenzugehörigkeit beiträgt. Daraus resultierende Ingroup-Bevorzugungen haben jedoch schnell Stereotypisierung und Diskriminierung von Personen der Outgroup(s) zur Folge, insbesondere dann, wenn die Ingroup-Identifikation hoch ausfällt. Eine mögliche Folge davon ist Rassismus bzw. rassisti- sche Verhaltensweisen, wenn sich Personen etwa stark mit ihrer Nationalität, Hautfarbe und/oder (vermeint- lich) homogenen Landeskultur identifizieren und auf Basis dessen zugewanderte Personen ablehnen. sibel wäre es durchaus gewesen, dass dieser Wert niedriger ausfällt, da ja die Probleme jenseits der Pandemie nicht weniger werden. Hier scheint ein umgekehrter Effekt vorzuliegen: Bei den Befrag- ten scheint die Bewältigung der Corona-Pande- mie dermaßen viel Kraft und Aufmerksamkeit zu absorbieren, dass im Telefoninterview keine wei- teren Probleme einfallen. Für die Frage nach der Sicht der Niedersach- sen auf die Politik im Allgemeinen ist das von großer Relevanz. Schließlich fragten wir auch diesmal – wie im NDM 2019 – nach der Problem- wahrnehmung und der Problemlösungskompe- tenz „dieser [zuvor genannten] Probleme“ der Politik. Wir müssen die Antworten als thema- tisch stark fokussiert verstehen – mindestens ignoriert sie nimmt sie wahr weiß nicht, k. A. Politische Problemwahrnehmung durch die Politik gewichtete Angaben von 1.001 Befragten 62 % 36 % 3 % Nein Ja weiß nicht, k. A. Politische Lösungskompetenz der Politik gewichtete Angaben von 1.001 Befragten 25 % 73 % 3 % Abbildung 16: Politische Problemwahrnehmung durch Politik Abbildung 17: Politische Problemlösungskompetenz seitens Politik 3 Ergebnisse FoDEx-Studie | Politische Kultur 19 zwei Drittel werden bei ihren Antworten haupt- sächlich über die Fähigkeit der Politik urteilen, die durch die Corona-Krise verursachten Prob- lemlagen adäquat zu identifizieren und zu be- heben. Und hier wiederum ist das Vertrauen in die politische Führung ungebrochen: Zwei Drit- tel (62 Prozent) der Befragten sind der Überzeu- gung, dass die Politik die zurzeit drängendsten Probleme wahrnimmt, und drei Viertel von ih- nen (73  Prozent) trauen ihr zu, diese Probleme auch tatsächlich zu lösen. Allerdings bezweifelt mit 36  Prozent immerhin ein Drittel die Wahr- nehmungs-, ein Viertel (25 Prozent) die Lösungs- fähigkeit. Trotzdem: Im Vergleich zum NDM 2019 fallen die Zahlen etwas optimistischer aus. Da- mals zweifelten ganze 42 Prozent der Befragten an der Problemwahrnehmung durch die politi- schen Entscheidungsträger*innen.15 Unterstrichen wird dieser Eindruck durch die durchweg guten Vertrauenswerte für die maß- geblichen politischen Entscheidungsgremien auf den verschiedenen Regierungsebenen: 78  Pro- zent vertrauen ihrem Gemeinde- oder Stadt- rat (20  Prozent nicht), 80  Prozent dem nieder- 15 Vgl. Marg et al.: NDM 2019, S. 23. sächsischen Landesparlament (19 Prozent nicht), 82  Prozent der niedersächsischen Landesre- gierung (17 Prozent nicht) und, wenn auch deut- lich abgeschlagen, eine Mehrheit von 69 Prozent der amtierenden Bundesregierung (31  Prozent nicht). Die niedrigen Misstrauenswerte zwischen 17 Prozent und 31 Prozent entsprechen ungefähr dem, was durchschnittlich in Deutschland diesen staatlichen Ebenen entgegengebracht wird, wo- bei hier auch den Kommunen eher vertraut wird als dem Bund und die niedersächsischen Werte durchgängig ein leicht höheres Vertrauensniveau aufzeigen.16 Dass der Blick auf die Gruppe der Politiker*innen insgesamt deutlich skeptischer ausfällt (60 Prozent Vertrauen, 37 Prozent Miss- trauen), fällt kaum ins Gewicht – dieser Wert ist im bundesweiten Vergleich überraschend hoch. Häufig dominiert das Misstrauen gegenüber Poli- tiker*innen in Deutschland. Im ALLBUS 2018 ten- dieren 48,5  Prozent eher zum Misstrauen denn zum Vertrauen. Lediglich 21,7  Prozent der Be- 16 Eigene Auswertung auf Basis des ALLBUS 2018, vgl. GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften: Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissen- schaften ALLBUS 2018. GESIS Datenarchiv, Köln 2019, https://doi.org/10.4232/1.13250. Abbildung 18: Vertrauen und Misstrauen in politische Entscheidungsträger*innen 37 % 31 % 17 % 19 % 20 % 60 % 69 % 82 % 80 % 78 % 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Politiker in Deutschland allgemein Bundesregierung niedersächsische Landesregierung niedersächsisches Landesparlament Gemeinderat oder Stadtrat Vertrauen und Misstrauen in politische Entscheidungsträger*innen vertraue stark / vertraue eher vertraue eher nicht / vertraue überhaupt nicht gewichtete Angaben von 1.000 Befragten FoDEx-Studie | Politische Kultur20 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 fragten in Deutschland äußerten damals, dass sie den deutschen Politiker*innen eher oder stark vertrauen.17 Selbst für Niedersachsen ist der 2021-Wert bemerkenswert: Der Wert liegt vergli- chen mit 2019 um 29  Prozentpunkte höher. Wir gehen davon aus, dass dieser Vergleich in abso- luten Zahlen mit Vorsicht zu genießen ist, weil in der aktuellen Umfrage bei dieser Frage um eine klare Verortung für eine positive oder negative Haltung gebeten wurde. Nur bei tatsächlicher Unentschlossenheit sollte die teils/teils-Kate- gorie gewählt werden. In der früheren Umfrage war die teils/teils-Kategorie sehr stark besetzt, was als eine Art Standardantwort erschien. Es war auch 2019 ebenfalls nur ein geringer An- teil der Befragten, der den Politiker*innen allge- mein misstraut. Und es sind 2021 5 Prozent mehr, die die höchste Vertrauenskategorie wählen. Wir können daher auf Basis unserer Befragung fest- halten, dass die niedersächsische Bevölkerung im bundesdeutschen Vergleich ein hohes Ver- trauen in die Politik und ihre handelnden Ak- teur*innen setzt. 17 Eigene Auswertung auf Basis des ALLBUS 2018. Dass die Niedersachsen der politischen Füh- rung des Bundes, der Länder und der Kommunen also unter dem Strich ein gutes Zeugnis ausspre- chen, setzt sicherlich auch das Bedürfnis nach persönlicher politischer Beteiligung herab. Denn dass die Niedersachsen politisch interessiert sind und an vielen thematischen Nervenpunkten im- mensen Handlungsbedarf sehen, schließt für sie nicht notwendigerweise den Wunsch nach tat- sächlicher praktischer Partizipation ein. Aus un- serer qualitativen Vertiefungsstudie ging hervor, dass viele Niedersachsen zwar die Distanz der politischen Funktionsträger*innen von ihrer pri- vaten Lebenswelt bemängeln, die Hürden par- teipolitischer Karrieren als zu hoch ansehen und aus diesem Grund über persönliche politische Ohnmacht jenseits des Wahlakts klagen, zugleich jedoch die Rolle des*der distanzierten Kritiker*in insgesamt favorisieren.18 Gleichwohl haben viele von ihnen schon einmal außerparlamentarische Möglichkeiten der politischen Einflussnahme ge- nutzt, insbesondere an Unterschriftensamm- lungen und Volksbegehren partizipiert (71 und 18 Vgl. Schenke et al.: Die ungeschriebene Verfassung der Niedersachsen, S. 60–65. Abbildung 19: Politische Einflussnahme 9 % 22 % 22 % 37 % 37 % 37 % 42 % 71 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % Blockade politischer Gegner Bürgerinitiative o. Ä. Diskussion im Internet Demonstration Kontakt zu Politikern Boykott Teilnahme an Volksbegehren o. Ä. Unterschriftensammlung Welche Möglichkeiten der politischen Einflussnahme wurden bisher genutzt? gewichtete Angaben von 997-1.001 Befragten 3 Ergebnisse FoDEx-Studie | Politische Kultur 21 47  Prozent), an Demonstrationen und Boykot- ten teilgenommen (jeweils 37 Prozent) oder sich an einer Bürger*inneninitiative beteiligt (22 Pro- zent) – keine irregulären Werte, wie der Vergleich mit den recht ähnlichen Zahlen des NDM 2019 belegt.19 Schließlich haben wir auch wieder nach der Wahlabsicht bei der nächsten Landtagswahl ge- fragt. Die Befragung fand von April bis Juni 2021 statt – eine Phase, in der die Grünen ihr Stim- mungshoch hatten. Dies schlägt sich auch in un- serer Befragung nieder: 31 Prozent der Befragten gaben an, die Grünen wählen zu wollen, 29 Pro- zent die CDU, 20 Prozent die SPD, 9 Prozent die FDP, und schließlich gaben 2  Prozent der Be- fragten an, die AfD wählen zu wollen. Wie in den Sonntagsfragen in den Monaten vor der Bundes- tagswahl sind auch diese Werte mit großer Vor- sicht zu genießen: Diese Werte geben lediglich Stimmungen an und prognostizieren nicht die Entscheidung bei der kommenden Landtagswahl. Zudem spielt hier auch ein hohes Maß an sozial erwünschtem Antwortverhalten mit: Es ist anzu- nehmen, dass sich viele Befragte mit AfD-Präfe- renz nicht trauen, diese bei der Telefonbefragung zu äußern, zumal diese noch anders als vor vier 19 Unterschriftensammlung: 77 Prozent; Volksbegehren o. Ä.: 47 Prozent; Demonstration: 41 Prozent; Boykott: 38 Prozent; Bürger*inneninitiative o. Ä.: 18 Prozent. Vgl. Marg et al.: NDM 2019, S. 17 f. Jahren in der öffentlichen Wahrnehmung noch größere Schnittmengen zu rechtsextremen Po- sitionen aufweist. Schließlich hängt die Wahlab- sicht häufig von taktischen Koalitionsüberlegun- gen ab, die sich vor dem Wahltag noch mehrfach ändern können. In der niedersächsischen wie in der bundesdeutschen Bevölkerung gibt es viele Personen, die zwischen SPD und Grüne schwan- ken und im Befragungszeitraum in ihrer Wahl- absicht (noch) den Grünen zuneigten; ähnliches konnten wir zwischen FDP und CDU beobachten. Deswegen fragten wir diesmal auch nach dem generellen Vertrauen, das die Befragten den je- weiligen Parteien entgegenbringen. Das Bild bestätigt im Wesentlichen das, was sich bei der Kommunal- und Bundestagswahl in Niedersachsen an der Wahlurne zeigte. Die AfD weist mit 4  Prozent einen sehr niedrigen Ver- trauenswert auf – was immer noch ein Hinweis auf ein „Unterberichten“ der AfD-Neigung in der niedersächsischen Bevölkerung sein könnte. Al- lerdings kam die AfD bei der Kommunalwahl im September 2021 auch nur auf 4,6 Prozent – was fast exakt auf der Höhe unseres ermittelten Ver- trauenswertes liegt.20 Die von Philip Manow 2020 20 Bei der Bundestagswahl waren es dann etwas mehr – nämlich an Zweitstimmen 7,4 Prozent für die AfD in Niedersachsen. Abbildung 20: Vertrauen und Misstrauen in Parteien 52 % 52 % 51 % 35 % 26 % 4 % 47 % 47 % 48 % 64 % 73 % 96 % 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% CDU/CSU SPD Bündnis 90 / Die Grünen FDP Die Linke AfD Vertrauen und Misstrauen in Parteien vertraue eher nicht / vertraue überhaupt nicht vertraue stark / vertraue eher gewichtete Angaben von 975-981 Befragten FoDEx-Studie | Politische Kultur22 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 gelieferte „Momentaufnahme“21 zur sinkenden Konjunktur populistischer Parteien in Europa wirkt sich also zunächst auch im hier untersuch- ten Bundesland aus. Dass „die Stunde der Popu- listen erst noch schlagen wird“22, etwa mit Blick auf die langfristigen Auswirkungen der Pande- mie, ist dadurch freilich keineswegs widerlegt, doch scheint sie in Niedersachsen zumindest noch ein Stückchen weiter in die Ferne gerückt. Anders als bei der allgemeinen Wahlabsichts- frage liegen die Grünen beim Vertrauen nicht vor CDU und SPD, sondern – immerhin – auf Augen- höhe. Hier weisen die alten Volksparteien quasi identische Werte auf: 52 Prozent vertrauen ihnen, 47 Prozent nicht, während die Grünen einen Pro- zentpunkt schwächer eingestuft werden. Das ist so wenig, dass dies statistisch nicht aussagekräf- tig ist. Bislang ist den Grünen in Niedersachsen wie im Bund nicht gelungen, dieses Wähler*in- nenpotenzial auszuschöpfen und auch bei den Wahlergebnissen auf Augenhöhe mit SPD und Union zu sein. Umgekehrt demonstrieren die Zahlen auch, dass die phasenweise sehr niedri- gen Umfragewerte für die SPD und nun die CDU auch in Niedersachsen stärker von Stimmungen als von langfristiger Überzeugung geprägt waren. 3.2 Institutionenvertrauen Die Niedersachsen vertrauen ihren staatlichen, politischen und zivilgesellschaftlichen Instituti- onen nach wie vor. Bemerkenswert ist, dass hier durchgängig ein Anstieg des Vertrauens festzu- stellen ist. Corona hat weniger zur Erosion ge- führt, sondern zu einer Stabilisierung. Im Ver- gleich zur letzten Erhebungsrunde konnten ins- besondere Institutionen wie der Verfassungs- schutz (+ 10  Prozentpunkte), Gewerkschaften (+ 8 Prozentpunkte), das Bundesverfassungsge- richt (+ 7  Prozentpunkte), deutsche Unterneh- men (+ 7  Prozentpunkte), die Polizei (+ 5  Pro- zentpunkte), das EU-Parlament (+ 5  Prozent- 21 Manow, Philip: COVID-19, Europa und der Populismus, in: Geschichte und Gesellschaft, H. 46/2020, S. 536– 549, hier S. 549. 22 Ebd. punkte) und die Politiker*innen in Deutschland (+ 5  Prozentpunkte) bei der niedersächsischen Bevölkerung an Vertrauen gewinnen. Ein solcher Vertrauensgewinn während der Corona-Pandemie wurde auch in anderen Bun- desländern festgestellt, allerdings auf niedri- gerem Niveau.23 Ein Vertrauensverlust (− 1  Pro- zentpunkt) ist nur in Bezug auf Kirchen und Re- ligionsgemeinschaften zu verzeichnen, wobei die Niedersachsen zwischen den christlichen und nicht-christlichen Religionsgemeinschaften dif- ferenzieren. Ersteren wird insgesamt ein etwas größeres Vertrauen entgegengebracht (6  Pro- zent) als den nicht-christlichen (3 Prozent). Tat- sächlich geben 22 Prozent der Befragten an, dass sie den Kirchen und Religionsgemeinschaften generell stark misstrauen (zum Vergleich: bei der letzten Erhebungsrunde waren es noch 14  Pro- zent), dabei ist der Anteil derer, die nicht-christ- lichen Religionsgemeinschaften überhaupt kein Vertrauen entgegenbringen, mit 22  Prozent ge- genüber 16 Prozent größer. Es ist zudem die Ten- denz zu erkennen, dass Personen mit einem hö- heren Bildungsabschluss Religionsgemeinschaf- ten eher vertrauen. Das kann mit einem prinzipi- ell höheren Institutionenvertrauen zusammen- hängen. Insbesondere jene, die keinen Abschluss haben, misstrauen Kirchen und Religionsge- meinschaften (unabhängig davon, ob sie christ- lich oder nicht-christlich sind) eher bis stark und weisen auch im Vergleich mit dem Gesamt- sample höhere Misstrauenswerte auf. Beson- ders stark sind die Abweichungen bezüglich der Landesregierung, des Landesparlaments, der öf- fentlich-rechtlichen Medien, Print- und Online- zeitungen sowie deutscher Politiker*innen und Unternehmen. Diese Gruppe ist fast ausschließ- lich deutschstämmig, kaum bis gar nicht in Ver- einen, Gewerkschaften und Parteien verankert, zu 60  Prozent entweder nicht oder lediglich in einem Minijob erwerbstätig und über die Hälfte hat ein Nettohaushalteinkommen von weniger als 2000 Euro. Es kann vermutet werden, dass sich innerhalb dieser Gruppe Effekte sozialer De- 23 So z. B. in Thüringen, vgl. Reiser, Marion/Hebenstreit, Jörg/Salheiser, Axel/Vogel, Lars: Politische Kultur im Freistaat Thüringen. Die Corona-Pandemie in Thürin- gen. Ergebnisse des Thüringen-Monitors 2020, Jena 2020. 3 Ergebnisse FoDEx-Studie | Politische Kultur 23 privation bemerkbar machen, aufgrund erlebter Enttäuschungen durch deutsche Institutionen bringen sie ihnen wie auch religiösen Einrichtun- gen größere Skepsis entgegen als Personen, die besseren sozioökonomischen Verhältnissen zu- geordnet werden können.24 Betrachtet man nur die Werte bezüglich der Institutionen, denen die Befragten stark, also voll und ganz vertrauen, stechen unverändert ins- besondere das Bundesverfassungsgericht mit 46  Prozent Zustimmung sowie die Polizei, der immerhin 42 Prozent stark vertrauen, hervor. Im Gegenzug geben nur 2 respektive 1 Prozent der Befragten an, diesen beiden Institutionen stark 24 Dennoch muss auch hier betont werden, dass es sich mit 25 Personen um eine zu kleine Gruppe handelt, um mehr als nur Tendenzen unterstellen zu können. zu misstrauen, jeweils 8 Prozent misstrauen ih- nen eher. Wie bereits in der vorangegangenen Erhebungsrunde bestätigen sich hier die Befun- de,25 dass vor allem das höchste deutsche Ge- richt, aber auch unsere Exekutive ein ungebro- chen hohes Vertrauen unter der Bevölkerung genießen. Die vor allem im Jahre 2020 mit der Ermordung des Schwarzen26 US-Amerikaners 25 Vgl. Marg et al.: NDM 2019, S. 38; Holtmann, Everhard/ Jaeck, Tobias/Völkl, Kerstin: Sachsen-Anhalt-Monitor 2018. Polarisierung und Zusammenhalt, Halle 2018, S. 45. 26 „Schwarz“ wird hier auch als Adjektiv großgeschrie- ben, um den Konstruktionscharakter zu verdeutli- chen und zu betonen, dass damit weder biologische „Rassen“ beschrieben werden, noch eine tatsäch- liche Farbe gemeint ist (vgl. Amnesty International Abbildung 21: Vertrauen in Institutionen 46 % 42 % 23 % 18 % 17 % 13 % 12 % 11 % 8 % 6 % 4 % 1 % 0 % Dem Bundesverfassungsgericht Der Polizei Dem Verfassungsschutz Der Landesregierung in Niedersachsen Den öffentlich-rechtlichen Medien Der Bundesregierung Den Unternehmen in Deutschland Dem EU-Parlament Den Zeitungen (Print und Internet) Den Politikern in Deutschland Den Kirchen/Religionsgem. Sozialen Medien im Internet 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % Ich vertraue stark... - Vergleich NDM 2019 und NDM 2021 2021 2019 ungewichtete Angaben von 1.000 Befragten FoDEx-Studie | Politische Kultur24 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 George Floyds auch in Deutschland diskutierte Problematik unangemessener Polizeigewalt so- wie immer mehr ans Licht gekommene Vorwürfe rechtsextremer Tendenzen innerhalb der deut- schen Polizei (seien sie nun die Mantra-artig be- tonten „Einzelfälle“ oder doch Symptome eines größeren, strukturellen Problems) scheinen ih- rem Ansehen zumindest unter der niedersächsi- schen Bevölkerung nicht geschadet zu haben. Im Gegenteil: Der Vertrauenszuwachs um 5 Prozent- punkte bei der Gruppe derer, die ihr voll und ganz trauen, sowie gleichbleibende 48 Prozent, die ihr eher vertrauen, lassen auf das Gegenteil schlie- ßen. Auf der anderen Seite muss mit einbezogen werden, dass insbesondere die Unterstützung für die Black-Lives-Matter-Proteste in Deutsch- land bereits im Sommer 2020 ihren Höhepunkt erreichte, bis zum Erhebungszeitpunkt also über ein Dreivierteljahr verging. Zwar deutlich hinter Bundesverfassungs- gericht und Polizei, jedoch immerhin den drit- ten Platz nimmt der Verfassungsschutz ein. Der Aufstieg im Vergleich zur Erhebung 2019, als er noch den fünften Platz einnahm (mit 13 Prozent der Befragten), ist dennoch erheblich. 23 Prozent vertrauen ihm nun stark. Dieser Vertrauenszuge- winn um rund 10 Prozentpunkte ist beträchtlich, keiner anderen der abgefragten deutschen Ins- titutionen gelingt eine vergleichbare Verbesse- rung. Zwar sagt mit 23 Prozent fast jede*r Vierte, dass sie*er dem Verfassungsschutz insgesamt misstraue, doch davon geben nur 3 Prozent der Befragten an, ihm stark zu misstrauen. Zum Ver- gleich: 2019 waren dies noch 7 Prozent. Selbst die Personen, die angaben, bei der nächsten Land- tagswahl die AfD wählen zu wollen, verteilen sich trotz Einstufung der gesamten Partei als rechts- extremistischer Verdachtsfall auf Bundesebene und der Beobachtung des offiziell aufgelösten, völkisch-nationalistischen „Flügels“ durch die niedersächsische Behörde überraschend über das gesamte Antwortspektrum. 31  Prozent äu- ßerten sich stark bis eher misstrauend, 69 Pro- zent schilderten ein eher bis stark ausgeprägtes Vertrauen. Zum Vergleich: Bei der Erhebung für (Hrsg.): Glossar für diskriminierungssensible Sprache, 28.02.2017, URL: https://www.amnesty.de/2017/3/1/ glossar-fuer-diskriminierungssensible-sprache [ein- gesehen am 11.05.2021]). den NDM 2019 gaben noch jeweils etwas mehr als ein Drittel der AfD-Wähler*innen an, dem Verfas- sungsschutz eher oder stark zu misstrauen bzw. ihm weder zu trauen noch ihm zu misstrauen, nur rund 26 Prozent vertrauten der Behörde eher bis stark.27 Schauen wir statt der Wahlabsicht auf das Vertrauen, klärt sich das Bild ein wenig auf: 27 Allerdings kann diese Beobachtung nur sehr vorsich- tig interpretiert werden, da insgesamt nur 17 Perso- nen des NDM 2021-Samples angaben, bei der Land- tagswahl 2022 die AfD wählen zu wollen oder sie bei der Landtagswahl 2017 gewählt zu haben und nur 16 davon die Frage nach dem Verfassungsschutz beant- worteten; beim NDM 2019 waren es immerhin 55 Personen, die die AfD wählen wollen oder gewählt 10% 6% 13% 89% 92% 87% 0% 50% 100% links mitte rechts vertraue nicht (stark und eher) vertraue (stark und eher) gewichtete Angaben von 960 Befragten Vertrauen in die Polizei nach politischer Selbstverortung 25% 22% 18% 74% 76% 82% 0% 50% 100% links mitte rechts vertraue nicht (stark und eher) vertraue (stark und eher) gewichtete Angaben von 949 Befragten Vertrauen in den Verfassungsschutz nach politischer Selbstverortung Abbildung 22: Vertrauen in die Pdolizei nach politischer Selbstverortung Abbildung 23: Vertrauen in den Verfassungsschutz nach politischer Selbstverortung 3 Ergebnisse FoDEx-Studie | Politische Kultur 25 Es gibt keine einzige befragte Person, die sowohl der AfD als auch dem Verfassungsschutz beson- ders stark vertraut – während umgekehrt dieje- nigen, die der AfD am meisten misstrauen, dem Verfassungsschutz besonders hohes Vertrauen entgegenbringen. Ein Erklärungsversuch für diesen Vertrauens- zuschuss könnte lauten, dass der Verfassungs- schutz wie auch das Bundesverfassungsgericht als abseits von politischen und gesellschaftli- chen Streitereien stehende, neutrale Institutio- nen wahrgenommen werden, die – insbesondere in krisenbelasteten Zeiten wie während einer Pandemie – für Stabilität stehen. Bereits in der Vertiefungsstudie wurde deutlich, dass die Nie- dersachsen dazu tendieren, Ordnung und Stabi- lität als Zeichen einer funktionsfähigen Demo- kratie aufzufassen, während sie politische Kon- fliktivität und energischen politischen Streit ab- lehnen.28 Dafür, dass hier tatsächlich eine ein- heitsstiftende Orientierungsschablone gefunden werden konnte, spricht in den vorliegenden Zah- len nicht zuletzt, dass die ausgeprägten Ver- trauenswerte für Polizei und Verfassungsschutz weitestgehend unabhängig von der politischen Selbstverortung zu sein scheinen – auch wenn immerhin ein Viertel (25 Prozent) der links Situ- ierten dem Verfassungsschutz misstrauen (sonst 18 bis 22 Prozent). Möglicherweise ist die kritische Behandlung der AfD durch den Verfassungs- schutz auch in diesem Lager für ein gesteigertes Vertrauen verantwortlich. haben, 53 von ihnen beantworteten die Frage zum Verfassungsschutz. 28 In Bezug auf die wichtigsten Elemente der Demokra- tie offenbaren die Niedersachsen starke Konsensli- nien, Anhaltspunkte für mögliche Polarisierungen sind nicht zu finden. Als oberstes demokratisches Prinzip machen sie die Meinungs- und Pressefreiheit aus. Auch optieren sie für umfängliche politische Bildung im Sinne von Vernunft und Ordnung, während sie den leidenschaftlichen Konflikt eher als demokratischen Störfall auffassen.“ Schenke et al.: Die ungeschriebene Verfassung der Niedersachsen, S. 3. 3.3 Demokratiezufriedenheit In der ersten Erhebung des NDM von 2019 wurde eine umfängliche Item-Batterie zur Zufrieden- heit mit der Demokratie, zur Zuordnung von Kernelementen der Demokratie aus der Sicht der Bevölkerung („Was gehört zu einer Demo- kratie dazu?“) sowie zu den Vorteilen und Nach- teilen dieser Regierungsform umgesetzt.29 In der Gesamtschau konnte als entscheidendes Ergebnis festgehalten werden, dass die Bür- ger*innen Niedersachsens teils stark divergie- rende Auffassungen darüber pflegen, was eine Demokratie ausmacht respektive ausmachen sollte. Die Gründe für die Variationen im Demo- kratieverständnis zu erforschen, nahm sich im Anschluss daran die qualitative Vertiefungsstu- die von 2020 vor. Sie kam zu dem Ergebnis, dass sich im Rahmen längerer Gesprächssituationen klare Konsenslinien unterhalb der spontanen Assoziationen herauskristallisieren: Die Nie- dersachsen insistieren primär auf eine unein- geschränkte Meinungs- und Pressefreiheit, die durch rational und technokratisch organisierte politische Prozesse gestützt sowie durch breite politische Bildung flankiert wird. Den politischen Interessenkonflikt, gar den leidenschaftlichen Streit fassen sie demnach hingegen eher als Störfall demokratischer Harmonie auf.30 Da das im NDM 2019 zutage geförderte Asso- ziationsspektrum zum Demokratiebegriff mit- hilfe der 2020 rekonstruierten Deutungsmuster aus Sicht der Autor*innen zufriedenstellend er- hellt werden konnte, haben wir für diesmal – auch aus Kostengründen – auf eine modifizierte und verkürzte Fragenbatterie gesetzt.31 Um über ei- nen Vergleichsmaßstab zu verfügen, ermittelten wir auch diesmal die allgemeine Zufriedenheit 29 Vgl. Marg et al.: NDM 2019, S. 41–50. 30 Schenke et al.: Die ungeschriebene Verfassung der Niedersachsen, S. 2 f. sowie S. 66–82. 31 Den frei gewordenen Platz nutzten wir für die Ein- fügung des Themenschwerpunkts zur Corona-Krise. Da die Dokumentation von Längsschnitt-Tendenzen ein Ziel des NDM ist, werden detailliertere Items zum Demokratiebegriff freilich wieder Gegenstand künfti- ger Erhebungen sein. FoDEx-Studie | Politische Kultur26 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 mit dem Zustand der Demokratie in Deutsch- land. Hier zeigt sich aktuell genau die Hälfte der befragten Niedersachsen zufrieden (50 Prozent): 9 Prozent sehr und 41 Prozent eher. Ihnen stehen 12 bzw. 7 Prozent gegenüber, die eher bzw. sehr unzufrieden sind. Ein knappes Drittel von 31 Pro- zent steht dieser naturgemäß allgemein gehalte- nen Frage unentschieden gegenüber. Allerdings zeigt Abbildung 24 auch noch etwas Anderes: der Anteil der Befragten, die eher unzufrieden sind, ist auch gestiegen. Wir sehen derzeit also nicht nur mehr Zufriedene mit der Demokratie, son- dern auch mehr Unzufriedene. Verglichen mit den Resultaten der ersten Er- hebung des NDM von 2019 (45 Prozent eher bis sehr zufrieden, 40  Prozent Unentschiedene, 15  Prozent Unzufriedene) bewerten die Befrag- ten den Zustand der Demokratie in Deutsch- land zwar etwas günstiger als noch vor zwei Jah- ren, allerdings ist die Demokratiezufriedenheit in manchen ostdeutschen Bundesländern in den letzten drei Jahren sogar noch stärker gewach- sen: 2020 waren 68  Prozent der Bürger*innen Thüringens (2018: 55  Prozent32) und 62  Prozent der Bürger*innen Sachsen-Anhalts (2018: 41 Pro- zent33) eher bis sehr zufrieden damit, wie die De- mokratie in Deutschland funktioniert.34 In Kapitel 3.5. werden wir uns vertieft damit beschäftigen, inwieweit auch in Niedersachsen regionale Mus- ter bei der Unterstützung der Grundprinzipien der repräsentativen Demokratie zu finden sind. 32 Vgl. Reiser et al.: Politische Kultur im Freistaat Thürin- gen, S. 79. 33 Vgl. Holtmann et al.: Sachsen-Anhalt-Monitor 2018, S. 63. 34 Vgl. Reiser et al.: Politische Kultur im Freistaat Thürin- gen, S. 60 sowie Holtmann, Everhard/Jaeck, Tobias/ Völkl, Kerstin: Sachsen-Anhalt-Monitor 2020. 30 Jahre Bundesland Sachsen-Anhalt. 30 Jahre Deutsche Ein- heit, Halle-Wittenberg 2020, S. 96. 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 % sehr unzufrieden eher unzufrieden teils/teils eher zufrieden sehr zufrieden Wie zufrieden sind Sie mit dem Zustand der Demokratie in Deutschland? (NDM 2019 und 2021) 2021 2019 gewichtete Angaben von je 1.000 Befragten Abbildung 24: Demokratiezufriedenheit im Vergleich 3 Ergebnisse FoDEx-Studie | Politische Kultur 27 13 % 19 % 30 % 23 % 17 % 13 % 32 % 38 % 27 % 31 % 37 % 24 % 55 % 43 % 43 % 47 % 46 % 62 % 0% 20% 40% 60% 80% 100% 16-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70+ Demokratiezufriedenheit nach Alter sehr unzufrieden und eher unzufrieden teils/teils eher zufrieden und sehr zufrieden gewichtete Angaben von 998 Befragten 54 % 61 % 33 % 19 % 14 % 12 % 12 % 34 % 23 % 18 % 47 % 21 % 32 % 38 % 12 % 16 % 49 % 35 % 64 % 55 % 50 % 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% andere AfD FDP Die Linke Die Grünen SPD CDU/CSU Demokratiezufriedenheit nach Wahlabsicht sehr unzufrieden und eher unzufrieden teils/teils eher zufrieden und sehr zufrieden gewichtete Angaben von 734 Befragten Abbildung 25: Demokratiezufriedenheit nach Alter Abbildung 26: Demokratiezufriedenheit nach Wahlabsicht FoDEx-Studie | Politische Kultur28 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 3.4 Verschwörungsglaube Ähnlich wie schon im NDM 2019 festgestellt, zeigt sich auch ein signifikanter Anteil der nie- dersächsischen Landesbevölkerung anfällig für Verschwörungsglaube. Um dies zu erhe- ben, wurden den Interviewten drei Fragen zum Thema gestellt. Stimmen sie den Aussagen eher zu oder lehnen sie ab, dass die staatlichen Be- hörden alle Bürger genau überwachen; dass Er- eignisse, die auf den ersten Blick nicht mitein- ander in Verbindung zu stehen scheinen, oft das Ergebnis geheimer Aktivitäten sind; und dass es geheime Organisationen gibt, die großen Ein- fluss auf politische Entscheidungen haben? Die Ablehnung bezüglich dieser Items über- wiegt über das Sample hinweg insgesamt deut- lich, dennoch wählten rund zwei Drittel der sich ablehnend Positionierenden nicht die „stimme überhaupt nicht zu“-Antwortkategorie, sondern die nur eine Tendenz andeutende „stimme eher nicht zu“-Antwort. Mehr als jede*r vierte Be- fragte befürchtet, dass die staatlichen Behörden die Bevölkerung überwachen (26  Prozent) und auch, dass sich hinter scheinbar unzusammen- hängenden Ereignissen in Wahrheit geheime Ak- tivitäten vermuten lassen (28  Prozent). Jeweils 9 Prozent stimmen diesen Aussagen gar voll und ganz zu. Es sind sogar fast 40  Prozent, die be- fürchten, dass geheime Organisationen großen Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen, 15  Prozent davon äußern volle Zustimmung zu dieser Aussage. In Bezug auf die Zustimmungswerte unter- scheiden sich unsere Zahlen kaum von unserer Erhebung vor zwei Jahren.35 Das heißt, der Anteil der Personen in Niedersachsen, die zu Verschwö- rungen neigen, ist konstant geblieben. Dieser Be- fund ist durchaus bedenklich, da er demonstriert, dass bisherige Aufklärungskampagnen gegen Verschwörungstheorien unzureichend waren und keinen wirklichen Effekt zeigten. Andererseits ist dieser Wert auch nicht gestiegen. Zudem zeigen sich bei allen drei Items sehr hohe Ablehnungs- werte von 60 Prozent bis 72 Prozent. Der Groß- teil der niedersächsischen Bevölkerung erscheint somit schon auf abstrakter Ebene immun gegen Verschwörungstheorien. 35 Vgl. Marg et al.: NDM 2019, S. 31. 72 % 60 % 70 % 3 % 2 % 2 % 26 % 38 % 28 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % Die staatlichen Behörden überwachen alle Bürger genau (n=990) Geheime Organisationen haben großen Einfluss auf politische Entscheidungen (n=966) Geheime Aktivitäten hinter scheinbar unzusammenhängenden Ereignissen (n=956) stimme nicht zu (eher nicht, überhaupt nicht) teils/teils stimme zu (voll und ganz, eher) Verschwörungsglaube gewichtete Angaben Abbildung 27: Verschwörungsglaube 3 Ergebnisse FoDEx-Studie | Politische Kultur 29 Bezieht man die Parteineigung der Befragten mit ein, zeigt sich, dass vor allem Wähler*innen der Linken und der Grünen eine hohe Resilienz gegenüber Verschwörungsglauben aufweisen; fasst man alle drei Fragen zu einem Index zusam- men,36 zeigt sich, dass 82 Prozent der Linke- und 80 Prozent der Grünen-Wähler*innen die Items insgesamt ablehnen. Bei der Frage nach unab- hängigen Ereignissen, die Ergebnis geheimer Ak- tivitäten seien, zeigen sich Linke-Wähler*innen jedoch mit 54 Prozent Ablehnung und 42 Prozent Zustimmung als einzige Gruppe fast zweigeteilt. Der Trend zur Polarisierung zeigt sich übrigens über die Wähler*innenschaft aller Parteien hin- weg auch bei diesen Fragen eindeutig. 36 Der Verschwörungs-Index, der aus den drei eingangs genannten Fragen gebildet wurde, besteht aus zwei Ausprägungen, zum einen „lehne eher und voll und ganz ab“ sowie zum anderen „stimme eher und voll und ganz zu“. Wie schon im NDM 2019 wurden all jene Befragten letzterer Ausprägung zugeordnet, wenn sie bei mindestens zwei von drei Fragen angegeben haben, der Aussage eher oder voll und ganz zuzu- stimmen. Die wenigen Befragten (zwischen 1 und 3 Prozent), die mit „teils/teils“ antworteten, wurden ausgeschlossen. Insgesamt betrachtet zeigen sich fast alle Wähler*innengruppen prinzipiell distanziert zu den Verschwörungs-Items, die Wähler*innen der SPD liegen mit 74  Prozent Ablehnung nur sehr knapp hinter CDU und FDP. Auch die mit 21 Pro- zent des Samples verhältnismäßig große Gruppe der noch unentschlossenen Wähler*innen zeigen sich mit 66  Prozent ablehnenden Äußerungen vergleichsweise resilient gegenüber Verschwö- rungstendenzen. Deutliche Distanz zu den ande- ren Parteien weisen hingegen die Befragten auf, die angaben, bei der Landtagswahl 2021 entwe- der die AfD oder keine der etablierten Parteien wählen zu wollen.37 Die Zustimmung zu allen drei Aussagen ist unter den AfD-Wähler*innen am höchsten, insbesondere bei der Frage, ob staat- liche Behörden die Bevölkerung überwachen, stechen sie mit 71 Prozent Zustimmung deutlich hervor (der nächsthöhere Wert ist jener der un- entschlossenen Wähler*innen, die zu immerhin 31 Prozent diese Befürchtung teilen). 37 Zu den von den 18 Befragten genannten Parteien, die unter „andere“ fallen, gehören das Bündnis C, Die PAR- TEI, Die Grauen Panther, Freie Wähler, MPD, Piratenpar- tei, Team Todenhöfer, Tierschutzpartei, eine Wähler- gemeinschaft, die Basis und die ÖDP. 44 % 34 % 18 % 21 % 24 % 24 % 25 % 26 % 54 % Sonstige weiß nicht Die Linke Die Grünen CDU Total FDP SPD AfD 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % Zustimmung zu Verschwörungs-Items (Index) nach Wahlabsicht gewichtete Angaben von 867 Befragten Abbildung 28: Zustimmung zu Verschwörungs-Items nach Wahlabsicht FoDEx-Studie | Politische Kultur30 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Für eine nähere Betrachtung der Zustimmung und Ablehnung der Verschwörungs-Items bie- ten sich auch stets Konfession sowie soziode- mographische Merkmale wie Alter, Bildungsstand und Geschlecht an. Bezüglich der Konfession fällt auf, dass erneut die konfessionell evangelischen oder katholischen Personen tendenziell seltener zu Verschwörungsglauben neigen. Die Konfessi- onslosen, die mit ihnen die drei größten Gruppen ausmachen, weisen über alle Fragen hinweg die höchste Zustimmung auf (31  Prozent stimmen den Thesen eher oder voll und ganz zu) – abge- sehen von den 15 Mitgliedern anderer christlicher Religionsgemeinschaften, von denen die Hälfte den Fragen eher oder voll und ganz zustimmt. Al- lerdings ist dieser Wert mit Vorsicht zu genießen, da diese Gruppe, genauso wie die der anderen, nicht-christlichen Religionsgemeinschaften (15 Personen) und jene der evangelischen Freikirch- ler*innen (32 Personen), in unserem Sample zu klein ausfällt, als dass ihre Ergebnisse belast- bar interpretierbar wären. Dennoch ein paar ein- ordnende Sätze: Im Gegensatz zur Erhebung von 2019 stimmen nicht mehr 31  Prozent der Freikirchler*innen voll und ganz der Aussage zu, dass der Staat die Bürger*innen überwache, bei der aktuellen Erhebung waren es mit 12 Prozent deutlich weniger. Über alle drei Fragen hinweg wechseln sich Mitglieder anderer christlicher und nicht-christlicher Religionsgemeinschaften darin ab, die höchsten Zustimmungswerte aufzuwei- sen. Nur bei der Frage nach staatlicher Überwa- 50 % 69 % 73 % 78 % 80 % 82 % 50 % 31 % 27 % 22 % 20 % 18 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % andere chr. Religionsgem. konfessionslos evangelisch katholisch andere nicht-chr. Religionsgem. ev. Freikirche Verschwörungs-Index nach Konfession lehne ab stimme zu gewichtete Angaben von 933 Befragten 83 % 70 % 75 % 68 % 72 % 71 % 17 % 30 % 25 % 32 % 28 % 29 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 16- 29 30- 39 40- 49 50- 59 60- 69 70+ lehne ab stimme zu gewichtete Angaben von 937 Befragten Verschwörungs-Items (Index) nach Altersgruppen Abbildung 29: Verschwörungs-Index nach Konfession Abbildung 30: Verschwörungs-Index nach Altersgruppen 3 Ergebnisse FoDEx-Studie | Politische Kultur 31 chung stimmen lediglich 2  Prozent der Mitglie- der anderer nicht-christlicher Religionsgemein- schaften voll und ganz zu, mit Abstand der nied- rigste Zustimmungswert (auf Platz 2 folgen die evangelischen Befragten mit 8 Prozent). Bei den verschiedenen Altersgruppen fallen die 16 bis 29 Jahre alten Befragten mit der aus- geprägtesten Ablehnung der Verschwörungs- glaube-Items auf; alle drei Fragen zusammenge- nommen, lehnen 83 Prozent die Thesen ab. Die größte Zustimmung findet sich in der Gruppe der 50- bis 59-Jährigen. Bezüglich des Bildungsstandes ist die Ten- denz zu erkennen, dass je höher der Bildungs- abschluss ist, desto geringer die Zustimmung zu den drei Fragen ausfällt. 83  Prozent der Perso- nen mit Abitur lehnen die Verschwörungs-Items tendenziell ab, dagegen sind es in der Gruppe der Personen ohne Abschluss nur 49  Prozent. Eine Umkehr findet sich nur bei jenen mit Volks- oder Hauptschulabschluss und jenen mit mitt- lerer Reife bzw. Realschulabschluss: Erstere äu- ßern häufiger Ablehnung als letztere, auch wenn beide sich über alle drei Fragen hinweg nur mar- ginal unterscheiden. Bei feinerer Betrachtung und unter Einbezug nicht nur des Schulabschlus- ses, sondern auch der Berufsausbildung las- sen sich grob drei Gruppen ausmachen: Jene mit (Fach-)Abitur und entweder einer abgeschlos- senen Ausbildung, einem abgeschlossenen Stu- dium oder beidem, bei denen zwischen 82 und 85  Prozent der Befragten Ablehnung äußern; eine mit zwischen 62 und 73 Prozent Ablehnung etwas breiter gestreute Gruppe mit oder ohne Berufsausbildung und entweder mittlerer Reife oder einem Hauptschulabschluss; und schließ- lich jene mit (Fach-)Abitur, aber ohne Ausbildung oder Studium sowie jene ohne Abschluss, die je- weils mit lediglich 54 und 35 Prozent Ablehnung der Items das Schlusslicht bilden.38 Bezogen auf das Geschlecht sieht es – wie auch schon vor zwei Jahren zu beobachten – auf den ersten Blick so aus, als würden Männer ei- nen tendenziell stärker ausgeprägten Verschwö- rungsglauben aufweisen als Frauen. Ihre voll- kommene Zustimmung zu den drei Fragen fällt zwischen drei und fünf Prozentpunkte höher aus als die der befragten Frauen – ein Bild, das sich jedoch umkehrt, wenn die „stimme eher zu“- bzw. die ablehnenden Antwortkategorien be- trachtet werden. Betrachtet man die Geschlech- terverteilung für den o. g. Verschwörungs-Index, zeigt sich, dass Frauen insgesamt eine leicht aus- geprägtere Affinität zu den drei Thesen aufwei- sen. Auch hier liegt die Differenz jedoch lediglich bei 2,5 Prozentpunkten – insgesamt kann somit zwar gesagt werden, dass leichte Unterschiede feststellbar sind, beide aber tendenziell eine ähnliche Verteilung haben. 38 Dazu muss jedoch gesagt werden, dass die drei Grup- pen zahlenmäßig unterschiedlich stark vertreten sind: Zu ersterer gehören 450 der Befragten, zu zweiter 524 und in die dritte Gruppe nur insgesamt 22 Personen, von denen 12 keinen Abschluss haben. 49 % 69 % 67 % 80 % 83 % 4 % 2 % 1 % 2 % 51 % 27 % 31 % 19 % 15 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % ohne Schulabschluss Volks-/Hauptschulabschluss mittlere Reife Fachhochschulabschluss Abitur Verschwörungs-Index nach Schulabschluss lehne ab teils/teils stimme zu gewichtete Angaben von 986 Befragten Abbildung 31: Verschwörungs-Index nach Schulabschluss FoDEx-Studie | Politische Kultur32 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Im Rahmen unserer im Wechsel mit der quan- titativen Erhebung erfolgenden qualitativen Ver- tiefung war eine wichtige Erkenntnis, dass es ein ungebrochen starkes Institutionenvertrauen gibt (s. auch den Abschnitt zu Vertrauen in dieser Stu- die). Die gesellschaftlichen und politischen Miss- stände, die unsere Fokusgruppenteilnehmer*in- nen ansprachen, wurden häufig auf das Wirken mächtiger Personen zurückgeführt, die aus- schließlich ihre der Gesamtgesellschaft und dem politischen System schadenden Wirtschaftsin- teressen verfolgten. Um diese Wahrnehmung, auf die in der Diskussion schnell die Versiche- rung folgte, man glaube nicht an Verschwörun- gen, erfassen zu können, wurden die drei bereits behandelten Verschwörungs-Items für diese Er- hebung um ein weiteres ergänzt. Denn als stark emotional diskutierte, wenn auch nur auf mehr- fache Nachfrage näher definierte Stellvertre- ter für diese zerstörerischen Wirtschaftsinteres- sen wurden in der Regel „Lobbys“ benannt. Zwar folgte auf Nachfrage bei den Diskussionsteilneh- mer*innen oft der differenzierende Nachschub, dass es durchaus nicht nur negativ einzuord- nende Lobbys bzw. Lobbyist*innen gebe. Den- noch schien der erste Impuls stets eine negative Assoziation. Wir fragten bei der diesjährigen Er- hebung die Interviewten also zusätzlich, wie sehr sie der Aussage zustimmen, dass der Einfluss von Lobbyisten auf politische Entscheidungen häufig unterschätzt werde. Wenig überraschend erfährt dieses Item am meisten Zustimmung; insgesamt 81 Prozent aller Befragten stimmen dieser Aus- 18 % 1 % 81 % stimme nicht zu (eher nicht, überhaupt nicht) teils/teils stimme zu (voll und ganz, eher) Der Einfluss von Lobbyisten auf politische Entscheidungen wird unterschätzt gewichtete Angaben von 980 Befragten 78 % 74 % 75 % 80 % 83 % 85 % 90 % 92 % 0% 20% 40% 60% 80% 100% weiß nicht CDU/CSU Die Linke SPD AfD FDP Sonstige Die Grünen gewichtete Angaben von 901 Befragten Zustimmung, dass der Einfluss von Lobbyisten unterschätzt werde,  nach Wahlabsicht Abbildung 32: Der Einfluss von Lobbyisten auf politische Entscheidungen wird unterschätzt Abbildung 33: Zustimmung, dass der Einfluss von Lobbyisten unterschätzt werde, nach Wahlabsicht 3 Ergebnisse FoDEx-Studie | Politische Kultur 33 sage eher oder voll und ganz zu. Besonders hoch ist die Zustimmung zu dieser These bei den Be- fragten mit Abitur (89 Prozent gegenüber Perso- nen mit Fachhochschul- oder mittlerer Reife mit 80 Prozent an zweiter Stelle) sowie bei Befrag- ten, die angaben, bei der nächsten Landtagswahl die Grünen (mit 92 Prozent über den mit 85 Pro- zent drittplatzierten FDP-Wähler*innen) oder eine andere Partei (90 Prozent) wählen zu wollen. 3.5 Regionale Unterschiede im Demokratierückhalt Eine Besonderheit unseres Demokratiemonitors ist, dass wir auch regionalen Unterschieden in- nerhalb eines Bundeslandes nachgehen. So ha- ben wir 2020 in der qualitativen Studie gezielt verschiedene Regionen adressiert und vertieft studiert – nämlich einmal in einem maximal kontrastiven Vergleich zwischen den Großregi- onen Weser-Ems und Braunschweig bezüglich der Wahl der Partei AfD sowie einer zufälligen Auswahl aus Einwohner*innen der vier Städte Oldenburg, Osnabrück, Braunschweig und Salz- gitter. Die erwarteten Unterschiede fielen aller- dings vergleichsweise gering aus.39 Wir haben uns dieses Jahr noch einmal re- gionale Unterschiede vertieft angeschaut. Von großem Interesse sind für uns Einstellungen zur repräsentativen Demokratie. Auch Personen, die in der Wahlbefragung etablierte Parteien unterstützen, stimmen nicht zwangsläufig al- len Aspekten einer repräsentativen Demokra- tie zu. Dies offenbart dann ein politisch-kultu- relles Deutungsmuster, das bei Auftreten einer Krise grundsätzlich ein Einfallstor für demokra- tieskeptische Einstellungen sein kann oder ei- nen Resonanzboden für Personen und Parteien mit demokratieskeptischen Einstellungen bil- det. Die Maßgaben des Datenschutzes erschwe- ren zwar die Identifikation sehr spezifischer Regi- onen, nichtsdestotrotz können wir anhand einer Grobeinteilung der Postleitzahlengebiete über- prüfen, ob es ganz grundsätzlich überhaupt sol- 39 Vgl. Schenke et al.: Die ungeschriebene Verfassung der Niedersachsen. che unterschiedlichen Deutungsmuster geben könnte. Unser Befund im Jahr 2021 ist: Es gibt solche regionalen Unterschiede. Die hier berichteten Ergebnisse orientie- ren sich an einem sehr einfachen Indikator: der Summe aus der Zustimmung zur Aussage „Par- teien sind für die Demokratie in Deutschland notwendig“ und der Zustimmung zur Aussage „Eine funktionierende Demokratie ist ohne po- litische Opposition nicht denkbar“.40 Für das Funktionieren einer repräsentativen Demokra- tie sind beide Dinge uneingeschränkt notwen- dig. Wir erwarteten daher keine großen Unter- schiede in den Summenwerten. Abweichungen von der „vollen“ Punktzahl sind ein hartes Indiz dafür, dass hier Deutungsmuster und persönli- che Überzeugungen existieren, die im Krisen- fall anfällig für demokratieskeptische Haltungen sein können.41 Wir folgen dabei Überlegungen, die seit Jahrzehnten in der empirischen Demo- kratieforschung etabliert sind. So argumentiert Juan Linz, dass es nicht die Personen mit offenen Anti-System-Haltungen sind, die eine Demokra- tie gefährden, sondern die „semi-loyalen“ Per- sonen, die im Zweifel unentschlossen zwischen Befürwortung der repräsentativen Demokratie und einer Einschränkung oder gar einer Autokra- tie sind.42 Dieser Befund gilt nach wie vor.43 Dar- aus lässt sich schlussfolgern, dass Abweichungen 40 Wir haben auch komplexere und statistisch aufwendi- gere Varianten geprüft, die aber im Wesentlichen die Ergebnisse des einfachen Indikators bestätigen. 41 Die “volle” Punktzahl von 8 ergibt sich aus den Ant- worten „voll und ganz“ auf die Fragen, ob den folgen- den Aussagen „Parteien sind für die Demokratie in Deutschland notwendig“ und „Eine funktionierende Demokratie ist ohne politische Opposition nicht denk- bar“ zugestimmt würde. Hierfür wurde jeweils der Wert „4“ vergeben, so dass sich der Gesamtwert 8 ergibt. Für die Antwort „überhaupt nicht“ wurde der Wert „null“ angesetzt. Werte zwischen 0 und 8 ergeben sich aus den Teilzustimmungen. 42 Vgl. Linz, Juan: The Breakdown of Democratic Regimes: Crisis, Breakdown and Reequilibration. An Introduc- tion, Baltimore 1978. 43 Vgl. Levitsky, Steven/Ziblatt, Daniel: Wie Demokratien sterben. Und was wir dagegen tun können, München 2018. FoDEx-Studie | Politische Kultur34 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 von der vollen Punktzahl nicht direkt auf eine anti-demokratische Gesinnung hinweisen, aber ein Hinweis darauf sind, wer verbalen Angriffen auf die repräsentative Demokratie (nicht) ent- schieden entgegentritt. Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Mittelwerte in den Regionen kaum. Hohe Werte über 6 Punkte bedeuten bei einer Maximalskala bis 8 einen klaren Rückhalt für die repräsentative Demokratie – und in allen Regionen Niedersach- sens wird dieser Wert überschritten. Allerdings geht es für uns hier um die Mikroabweichung. Auf individueller Ebene sind es – gewichtet – 13,66  Prozent der Befragten, die Werte unter 6 aufweisen. Ab einem Wert von 5 oder weniger hat eine befragte Person mindestens einmal nicht positiv geantwortet auf die beiden oben skiz- zierten Fragen zur Wichtigkeit und Notwendig- keit von Parteien und Opposition. Diese Perso- nengruppe weist annahmegemäß ein hohes Po- 0,2 % 0,5 % 2,1 % 0,7 % 5,2 % 4,9 % 13,6 % 21,0 % 51,7 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Demokratierückhalt-Index Niedersachsen uneingeschränkte Unterstützung keinerlei Unterstützung gewichtete Angaben von 989 Befragten 7,2 7,1 7,0 7,0 7,0 6,8 6,8 6,8 6,7 6,7 6,4 6,6 6,8 7 7,2 7,4 19+21: Lüneburg 30: Hannover 31: Hildesheim, Hameln 27+28: Cuxhaven, Delmenhorst 48+49: Osnabrück 29: Celle 26: Emden, Oldenburg 38: Braunschweig, Goslar, Wolfsburg 34+37: Göttingen NN Werte auf dem Demokratieindex nach Region gewichtete Angaben von 989 Befragten Abbildung 34: Demokratierückhalt-Index Niedersachsen (gewichtete Ergebnisse; 989 Befragte). Erläuterung der Werte in Fuß- note 41. Abbildung 35: Werte auf dem Demokratieindex nach Region (gewichtete Ergebnisse; 989 Befragte) 3 Ergebnisse FoDEx-Studie | Politische Kultur 35 tenzial für eine Gegnerschaft zur repräsentativen Demokratie auf. Im Umkehrschluss heißt dies aber auch, dass ca. 86 Prozent der Befragten in Niedersachsen grundsätzlich die Kernelemente der repräsentativen Demokratie befürworten. Für die Gruppe derjenigen Befragten, die eine Antwort bezüglich des Postleitzahlengebietes ihres Wohnortes verweigerten, sind die Werte am niedrigsten. Wir gehen davon aus, dass es sich um Befragte handelt, die aufgrund ihrer allge- meinen politischen Einstellung ein solches Miss- trauen gegen das Umfrageinstitut hegen, dass sie Hinweise auf ihren Wohnort nicht preisgeben mochten. Die Postleitzahlregionen 34, 37 und 38 – alle in Südostniedersachsen beheimatet - un- terscheiden sich in ihren Mittelwerten so eindeu- tig vom Postleitzahlengebiet 19 und 21, dass wir statistisch von einem überzufälligen Zusammen- hang sprechen können. Für die Postleitzahlenre- gion 29, für die wir auch niedrige Mittelwerte fin- den, sind unsere Befunde aufgrund der geringen Fallzahl nicht belastbar.44 Die Aussagen, die wir hier treffen, beruhen nicht auf einfachen Mittelwertvergleichen. Wir haben multivariate Regressionsanalysen durch- geführt. Grundsätzlich ist es so, dass Perso- nen mit hohem Bildungsgrad und hohem Haus- haltseinkommen keine Abweichungen aufwei- sen, Personen mit niedrigerem sozio-ökono- mischem Status hingegen schon. Dies wirkt sich zum Teil auch auf die regionalen Unterschiede aus, da die Personen aus den reicheren Regio- nen Niedersachsens die repräsentative Demo- kratie mit geringen Einschränkungen unterstüt- zen. Aber auch unter Kontrolle des Einkommens, der Bildung, der grundsätzlichen Demokratiezu- friedenheit, der eigenen Verortung auf der Links- Rechts-Skala u. v. a. bleibt der regionale Unter- schied zwischen der Postleitzahlregion 19+21 (Lüneburg) einerseits und den Regionen 34, 37, 38 (Göttingen, Braunschweig, Goslar, Wolfsburg) 44 Wir haben wegen unserer Befunde für 2021 die Werte des ersten quantitativen Monitors von 2019 ebenfalls auf dieses regionale Muster hin untersucht. Aufgrund der leicht abweichenden Fragen damals sind die Werte nicht vollkommen vergleichbar. Es zeigen sich die gleichen regionalen Muster, allerdings nicht auf einem nennenswerten Signifikanzniveau. isoliert als erklärender Faktor bestehen.45 Die- ser Befund heißt nicht, dass in diesen Regionen Demokratiefeind*innen leben. Aufgrund des ho- hen Aggregatniveaus müssen wir mit spezifi- schen Schlussfolgerungen vorsichtig sein. Aber die Werte zeigen durchaus, dass es auch in Nie- dersachsen lokale politische Deutungsmuster gibt, die einen Resonanzboden für demokratie- gefährdende Einstellungen liefern können. Und diese Deutungsmuster unterscheiden sich regi- onal – wobei nicht immer der regionale Aspekt statistisch dominiert. Die Region 26 (Emden, Ol- denburg) weist zwar keinen hohen Mittelwert auf, unter statistischer Kontrolle für Bildung und Haushaltseinkommen verliert der Wert für die Region allerdings seine Erklärungskraft. Dies gilt aber eben nicht für die Regionen 34, 37 und 38. Ins Auge fällt, dass sich vor allem die Bewertung der Frage nach der Bedeutung der Opposition stabil zwischen den Regionen unterscheidet. Dies gilt auch für die Postleitzahlregion 29 (Celle), bei der wir allerdings vergleichsweise wenige Be- fragte haben. Andere Regionen, wie das Gebiet 31, sind so künstlich zusammengefasst, dass hier kaum Aussagen möglich sind. Aufgrund unserer bisherigen Studien erwarteten wir vor allem Un- terschiede zwischen katholischem Westnieder- sachsen und protestantischem Ostniedersachen sowie zwischen Norden und Süden – und hier passt die Aufteilung einigermaßen, um sich in ei- ner Globalbetrachtung der Frage nach regionalen Unterschieden zu widmen. Bei der fortlaufenden Inspektion der Daten deutet sich an, dass es jenseits der „Himmels- richtung“ ein regionales Muster gibt, das auf Kausalitäten verweisen kann. Die Werte des De- mokratie-Indexes erscheinen umso niedriger, je weiter sich eine Region von den wachstumsstar- ken und von einem großen Dienstleistungssektor geprägten Zentren entfernt befindet. Die höhe- ren Werte für die Region Lüneburg könnten also schlicht ein Effekt der Nähe zum wirtschaftsstar- 45 Die konkreten Ergebnisse für die Regression können bei den Autor*innen erfragt werden. Es wurde von einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 10 Prozent aus- gegangen, um die signifikanten Ergebnisse zu bestim- men. Tatsächlich erfüllen die regionalen Unterschiede in den meisten Regressionen auch ein Signifikanzni- veau von 5 Prozent. FoDEx-Studie | Politische Kultur36 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 ken Hamburg sein, die niedrigeren Werte in eini- gen anderen Regionen sich durch die Distanz zu Hamburg, Bremen und Hannover erklären. Dies könnte mit einem Gefühl des zunehmenden Ab- gehängtseins einhergehen. Diese Hypothese er- klärt natürlich nicht vollständig die niedrigen Werte für die Region um Göttingen herum. Für den Raum Braunschweig kennen wir eine lange Tradition extremen Wählens, die sich hier mögli- cherweise auch in einer lokal verankerten Demo- kratieskepsis bis heute niederschlägt.46 Wir sehen es als unseren Auftrag für den anschließenden qualitativen Monitor in 2022 an, diesen regiona- len Mustern vertieft nachzuspüren. 3.6 Alle in der Mitte? Die ideologische Selbstverortung der niedersächsischen Bevölkerung Wie in vielen anderen Umfragen üblich ha- ben wir auch nach der Selbstverortung der nie- dersächsischen Bevölkerung auf einer Links- Rechts-Achse gefragt. Dabei ist es implizit den Befragten überlassen, wie sie die politi- schen Richtungsbegriffe „links“ und „rechts“ selbst auslegen. Wir wissen aus vorherigen, etablierten Forschungsbefunden, dass die Links-Rechts-Dichotomie auch dann funktio- niert, wenn nicht alle das gleiche Begriffsver- ständnis haben.47 Diese Dichotomie ist im Sinne 46 Zur regionalen Verteilung der AfD-Wahlergebnisse in Niedersachsen siehe Finkbeiner, Florian/Schrö- der, Niklas: Die AfD und ihre Wähler in Niedersachsen. Eine Fallanalyse zum Sozialprofil der Wählerschaft und ihrer politischen Einstellungen am Beispiel von Niedersachsen, FoDEx-Studie Nr. 4, Göttingen 2020, S. 44 f.; zu den historischen Traditionslinien und kul- turellen Prägefaktoren für die unterschiedlichen Regionen in Niedersachsen mit einem Fokus auf die Geschichte der radikal rechten Parteien siehe Finkbei- ner, Florian/Trittel, Katharina/Geiges, Lars: Rechtsra- dikalismus in Niedersachsen. Akteure, Entwicklungen und lokaler Umgang, Bielefeld 2019, S. 37–85. 47 Fuchs, Dieter/Klingemann, Hans-Dieter: The Left– Right Schema, in: Jennings, M. Kent/van Deth, Jan W. (Hrsg.): Continuities in Political Action: A Longitudi- Luhmanns48 ein generalisiertes Kommunikati- onsmedium, die eine allgemeine Orientierung und Verständigung über politische Weltsichten ermöglicht. Sowohl die empirische Forschung49 als auch die politische Philosophie50 sind sich einig, dass – auf abstrakter Ebene – mit „links“ ein Streben hin zu mehr Gleichheit bezeich- net wird, mit „rechts“ die Befürwortung von Un- gleichheit. Je nach gesellschaftlichem und zeit- lichem Kontext kann sich damit die Bedeutung von links und rechts in einem politischen Sys- tem ändern. Zum Beispiel waren im 19. Jahrhun- dert die Liberalen mit ihrem Eintreten für eine freie Marktwirtschaft gegen die feudalen Struk- turen Befürworter von mehr Gleichheit in ge- sellschaftlichen wie ökonomischen Fragen glei- chermaßen, während heute im Zeitalter voll entwickelter Sozialstaaten das Eintreten für ei- nen Ausbau der freien Marktwirtschaft ein Stre- ben hin zu mehr Ungleichheit ist.51 Zudem kön- nen sich mehrere thematische Dimensionen hinter dem Links-Rechts-Begriff verstecken, also zugleich ökonomische, gesellschaftspoliti- sche wie außenpolitische Überlegungen. nal Study of Political Orientations in Three Western Democracies, Berlin 1989. 48 Luhmann, Niklas: Politische Theorie im Wohlfahrts- staat, München 1981. 49 Lipset, Seymour M. et al.: The Psychology of Voting: An Analysis of Voting Behavior, in: Gardner, Lind- zey (Hrsg.): Handbook of Social Psychology 2, Rea- ding 1954, S. 1124–1554, hier S. 1135. „By left we mean advocating social change in the direction of greater equality – political, economic, or social; by right we mean supporting a traditional, more or less hierarchi- cal social order, and opposing change toward greater equality.“ Siehe auch Inglehart, Ronald: The Chan- ging Structure of Political Cleavages in Western Soci- ety, in: Dalton, Russel J. et al. (Hrsg.): Electoral Change in Advanced Industrial Democracies. Realignment or Dealignment? Princeton 1984, S. 25–69. 50 Bobbio, Noberto: Rechts und Links. Gründe und Bedeutungen einer politischen Unterscheidung, Berlin 2021. 51 Franzmann, Simon T.: Die liberale Parteienfamilie, in: Jun, Uwe/Niedermayer, Oskar (Hrsg.): Parteienfamilien. Identitätsbestimmend oder nur noch Etikett?, Berlin 2012, S. 155–184. 3 Ergebnisse FoDEx-Studie | Politische Kultur 37 Für Niedersachsen ist in unserer Befragung auffällig, dass sich 2021 eine Mehrheit weder links noch rechts einstufen möchte, sondern sich in der Mitte verortet. Zwar zeigen die vergleichba- ren Umfragen stets ein Ergebnis, in der die Mit- tekategorie dominiert – aber nicht so ausgeprägt wie hier. Wie ist das zu interpretieren? Befindet sich wirklich eine Mehrheit der niedersächsischen Bevölkerung exakt in der politischen Mitte? Oder gilt es in Niedersachsen als sozial erwünscht, sich zur Mitte zu bekennen? Letzteres könnte zum Teil wahr sein. Wir sehen eine klare Verschiebung zugunsten von Positionierungen links der Mitte, während sich rechts der Mitte kaum eine Person noch selbst platzieren will. Um diesem Phänomen weiter nachzugehen, haben wir sogenannte logistische Regressionen gerechnet, um vertieft zu betrachten, wer sich in der Mitte positioniert. Die logistische Regression ist ein statistisches Verfahren, in dem das zu er- klärende Phänomen als abhängige Variable mit 0 und 1 kodiert ist; in diesem Fall kodieren wir die Positionierung in der Mitte – Skalenwert 6 auf ei- ner Links-Rechts-Skala von 1 bis 11 – mit 1, und die Nicht-Positionierung in der Mitte mit 0. Dabei ist es unerheblich, wie weit sich eine Person selbst von der Mitte wegpositioniert. Die Ergebnisse ge- ben dann geschätzte Wahrscheinlichkeiten52 an, 52 Im strengen Sinne müssten wir von logarithmierten Odds (dt. Chancen) sprechen. ob ein entsprechender Faktor dazu führt, dass sich eine Person in der Mitte verortet. Wir haben insbesondere das Vertrauen zu Parteien, die Ein- schätzung bei einzelnen thematischen Sach- fragen, regionale Zugehörigkeit über das grobe Postleitzahlengebiet sowie Bildung und Einkom- men als Faktoren berücksichtigt. Wenig überra- schend ist es so, dass die Befragten, die der Partei „Die Linke“ ein hohes Vertrauen entgegenbrin- gen, sich seltener in der Mitte positionieren und diejenigen, die der Union vertrauen, sich eher in der Mitte positionieren. Für Grüne und SPD, aber auch die AfD und die FDP, sehen wir 2021 diesen Effekt nicht. Das überrascht dann zum Teil schon, wird die AfD zum Beispiel eindeutig als rechts eingestuft, die FDP meist als Partei der Mitte und SPD und Grüne eindeutig dem Mitte-Links-Spek- trum zugeordnet. Bei den allgemeinen politi- schen Einstellungen fällt auf, dass insbesondere Personen, die eine starke Führung befürworten und Streit als schädlich ansehen, sich eher in der Mitte positionieren. Dies scheint ein Hinweis da- rauf zu sein, dass die hohe Mitte-Eigeneinstu- fung auch von Personen betrieben wird, die aus dem Blickwinkel der Politikwissenschaft eher als leicht konservativ eingestuft werden. Bei den Einkommensgruppen sind es lediglich diejenigen mit einem besonders hohen monatlichen Haus- haltseinkommen von über 5.500 Euro, die sich nicht in der Mitte positionieren. Das ist ein Hin- weis auf ein Phänomen, das wir schon seit Jahr- zehnten in der politischen Soziologie kennen: 2 % 2 % 9 % 11 % 10 % 53 % 7 % 4 % 1 % 0,4 % 1 % 1 sehr links 2 3 4 5 6 genau Mitte 7 8 9 10 11 sehr rechts Politische Selbstverortung der Befragten gewichtete Angaben von 967 Befragten Abbildung 36: Politische Selbstverortung der Befragten FoDEx-Studie | Politische Kultur38 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Personen, die sich selbst der sozio-ökonomi- schen Mittelklasse zuordnen, stufen sich in ihrer Eigenwahrnehmung als politische Mitte ein, auch wenn sie tatsächlich konservative bis autoritäre Positionen einnehmen.53 Bei den Alterskohorten ist es lediglich die jüngste bis 25, die sich – wenig überraschend – seltener in der Mitte verortet. Interessant sind schließlich die Einflüsse der Region und der thematischen Positionierung. Bei den Regionen sind es die Befragten aus den ka- tholischen Gebieten Südwestniedersachsens, bei denen sich die Befragten mit höherer Wahr- scheinlichkeit nicht in der Mitte positionieren. Dieser Effekt erhöht sich statistisch sogar, wenn die individuelle Konfession berücksichtigt wird. 53 Dieses Argument findet sich schon bei Lipset, Seymour M.: Some Social Requisites of Democracy. Economic Development and Political Legitimacy, in: The American Political Science Review, Jg. 53 (1959), H. 1, S. 69–105. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass in den katholischen Gebieten eine lokale Diskurs- und Deutungskultur existiert, die es – anders als in den protestantisch geprägten Landesteilen – als akzeptabler ansieht, sich auch jenseits der Mitte zu positionieren. Allerdings finden wir diesen Ef- fekt nur in 2021. In unserer Kontrollrechnung für 2019 finden wir diesen regionalen Effekt nicht. Dies liegt aber weniger an den katholischen Ge- bieten, sondern daran, dass sich in den protes- tantisch geprägten Gebieten 2019 mehr Perso- nen abseits der Mitte selbstpositioniert haben. Bei den Themen zeigen sich die gesell- schaftspolitischen, aber nicht die ökonomischen Themen als einflussreich. Das unterstreicht noch einmal den Wandel der Links-Rechts-Dimension. Für die Bundestagswahl 2017 konnte noch stär- ker als für die aktuelle bereits festgestellt wer- den, dass lediglich die gesellschaftspolitischen, aber nicht mehr die mit Sozialstaat und Wirt- Logistische Regression NDM 2021 NDM 2019 Einfluss Partei nimmt ab Hohes Vertrauen in CDU Hohes Vertrauen in Linke Hohes Vertrauen in SPD, GB90 Regionen Osnabrück - Vechta (katholisches Westniedersachsen) Führung Starke Führung nötig nebohre thcintedahcs tiertS nebohre thcinUE-itnAnemehT Klima wichtiger als Wirtschaft nicht erhoben Staatliche Eingriffe in die Wirtschaft nicht erhoben Alter <= 25 HH-Einkommen <5500 Abbildung 37: Tabelle: Ausgewählte Ergebnisse einer logistischen Regression auf Mitte-Positionierung (rot: auf 5%-Niveau signifikanter negativer Effekt; grün: auf 5%-Niveau signifikanter positiver Effekt auf die Mitte-Selbstverortung; weiß: kein Effekt) 3 Ergebnisse FoDEx-Studie | Politische Kultur 39 schaft verbundenen Themen die Wähler*innen- schaft teilten.54 Es sind aber nicht wie 2017 das Flüchtlingsthema oder das Thema der gleichge- 54 Franzmann, Simon T./Giebler, Heiko/Poguntke, Thomas: It’s no longer the economy, stupid! Issue yield at the 2017 German federal election, in: West European Politics, Jg. 43 (2020), H. 3, S. 610–638. schlechtlichen Ehe, die 2021 die niedersächsische Bevölkerung in ihren politischen Einstellungen in links und rechts teilen. Es sind die Themenberei- che Klima sowie Einstellung zur EU: Wer entwe- der gegen die EU ist oder wer die Bekämpfung des Klimawandels als besonders wichtig erach- tet, der positioniert sich nicht in der Mitte. Das er- gibt Sinn, ist die Klimaschutzpolitik auch diskur- 5 % 8 % 1 % 17 % 69 % gewichtete Angaben von 995 Befragten stimme überhaupt nicht zu stimme eher nicht zu teils /teils stimme eher zu stimme voll und ganz zu ,,Gleichgeschlechtliche Paare sollten die gleichen Elternrechte wie klassische Ehepaare aus Mann und Frau haben.ʻʻ 3 % 13 % 1 % 32 % 51 % gewichtete Angaben von 995 Befragten stimme eher zu teils /teilsstimme eher nicht zu stimme überhaupt nicht zu stimme voll und ganz zu ,,Die Europäische Einigung sollte weiter ver�e� werden.ʻʻ Abbildung 38: Elternrechte für gleichgeschlechtliche Paare Abbildung 39: Vertiefung der Europäischen Einigung FoDEx-Studie | Politische Kultur40 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 siv gegen den Status quo gerichtet; gleiches gilt für die Opposition gegenüber der EU. Das ist auch ein über Niedersachsen hin- aus interessanter Befund. Lange wird ja schon das Ende von alten Links-Rechts-Einordnungen prognostiziert. Hier könnte es zu einem grundle- genden Wandel kommen. Das Ergebnis bedeutet nicht unbedingt, dass das einzelne Thema nicht mehr die Wähler*innenschaft spaltet. Es heißt le- diglich, dass diese Spaltung nicht mehr mit der Links-Rechts-Dichotomie ausgedrückt wird. Die Themen Flüchtlinge/Migration sowie Eingriffe in die Wirtschaft finden gleichermaßen Befürwor- ter wie Gegner*innen – die sich aber auch in der Mitte der Links-Rechts-Selbsteinstufung wie- derfinden. Die Themen EU und Klimabekämp- 14 % 39 % 3 % 23 % 21 % gewichtete Angaben von 978 Befragten stimme voll und ganz zu stimme eher zu teils /teilsstimme eher nicht zu stimme überhaupt nicht zu ,,Wir haben genug Geflüchtete in Deutschland.ʻʻ 9 % 24 % 1 % 36 % 30 % gewichtete Angaben von 995 Befragten stimme eher zu teils /teilsstimme eher nicht zu stimme überhaupt nicht zu stimme voll und ganz zu ,,Die Regierung sollte in die Wirtschaft eingreifen, um Einkommensunterschiede zu vermindern.ʻʻ Abbildung 40: Geflüchtete in Deutschland Abbildung 41: Eingreifen der Regierung in die Wirtschaft 3 Ergebnisse FoDEx-Studie | Politische Kultur 41 fung finden eine hohe Zustimmung in der Bevöl- kerung – tragen aber zur Eigenverortung bei. Die gleichgeschlechtliche Ehe hingegen scheint kein Thema mehr für die niedersächsische Bevölke- rung zu sein in dem Sinne, dass 69 Prozent der Befragten voll und ganz zustimmen und weitere 17 Prozent eher zustimmen. 3.7 Corona-Krise Die globale SARS-CoV-2-Pandemie geriet spä- testens mit dem ersten bundesweiten Lock- down ab März 2020 zu einem zentralen Politi- kum und ist es bis zum Zeitpunkt der Veröffent- lichung dieser Studie geblieben. Häufig wurde und wird der Zäsurcharakter dieser Gesund- heitskrise für die Organisation des öffentlichen Lebens und der Arbeitswelt sowie für das Ver- hältnis der Bürger*innen zu den staatlichen In- stitutionen herausgestrichen. In Erwartung ei- ner Belastungsprobe für die Zuversicht in das Krisenmanagement von Bund und Ländern er- wachte schnell auch ein sozialwissenschaftli- ches Interesse an der Akzeptanz der Eindäm- mungsmaßnahmen in der breiten Bevölkerung, welches sich im Zuge der Zulassung von Coro- na-Schutzimpfungen um eine neue, teils stark emotionalisierte Debattenfacette erweiterte;55 mit den so genannten „Querdenkern“ formierte sich schließlich das in unklar umrissenen Teilen der Gesellschaft offenbar generalisierte Miss- trauen zu einem von Stuttgart ausgehenden organisierten Proteste von Bürger*innen56, der vielen nicht nur als unerträglich, sondern sogar als potenzielle antidemokratische Gefahr er- 55 Vgl. exemplarisch Kirsch, Peter/Kube, Hanno/Zohln- höfer, Reimut: Gesellschaftliche Selbstermächtigung. Die Akzeptanz der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in der deutschen Bevölkerung, in: Webpräsenz des Instituts für Politische Wissenschaft, Universität Heidelberg, 17.07.2020, URL: https://www. marsilius-kolleg.uni-heidelberg.de/fellows/Publika- tionfellows2020.html [eingesehen am 30.08.2021]; als aktuelles Beispiel das COSMO COVID-19 Snapshot Monitoring, vgl. Universität Erfurt: COSMO – COVID-19 Snapshot Monitoring. Akzeptanz aktueller Maßnah- men, 16.07.2021, URL: https://projekte.uni-erfurt.de/ cosmo2020/web/topic/politik/20-akzeptanz/ [ein- gesehen am 30.08.2021]. 56 Vgl. dazu Reichhardt, Sven (Hrsg.): Die Misstrauens- gemeinschaft der Querdenker. Die Corona-Proteste aus kultur- und sozialwissenschaftlicher Perspektive, Frankfurt/New York 2021. 5 % 24 % 2 % 34 % 34 % stimme überhaupt nicht zu stimme eher nicht zu teils/teils stimme eher zu stimme voll und ganz zu gewichtete Angaben von 993 Befragten ,,Bekämpfung des Klimawandels geht vor Wirtscha�swachstum.ʻʻ Abbildung 42: Bekämpfung des Klimawandels und Wirtschaftswachstum FoDEx-Studie | Politische Kultur42 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 scheint.57 Kurzum: Möglicherweise birgt der The- menkomplex ein langfristiges gesellschaftspo- litisches Konfliktpotenzial. Aus diesem Grund entschieden wir uns bezüglich des NDM 2021 für die Einbindung eines entsprechenden The- menschwerpunkts, um mögliche Auswirkungen der Corona-Krise auf das Institutionen- und Demokratievertrauen im zweitgrößten Flächen- land der Bundesrepublik evaluieren zu können. Hier zeigt sich zunächst eine annähernd du- alistische Verteilung: Etwa die Hälfte der Befrag- ten ist mit der deutschen Corona-Politik grund- sätzlich zufrieden, die andere Hälfte unzufrie- den – wobei die niedersächsische Landespolitik größeres Lob genießt (55 Prozent Zufriedene ge- genüber 44 Prozent Unzufriedenen) als die Bun- despolitik (46 Prozent Zufriedene, 52 Prozent Unzufriedene). Verglichen mit der Bewertung des 57 Vgl. zur öffentlichen Resonanz exemplarisch ZDF: „Querdenken greift die Demokratie an“. Antisemitis- musbeauftragter Blume im Interview, in: zdfheute, 03.12.2020, URL: https://www.zdf.de/nachrichten/ politik/querdenken-antisemitismusbeauftragter-blu- me-verfassungsschutz-100.html [eingesehen am 30.08.2021]; als wissenschaftlichen Bestimmungs- versuch bspw. Nachtwey, Oliver/Schäfer, Robert/Frei, Nadine: Politische Soziologie der Corona-Proteste, Basel 2020, URL: https://doi.org/10.31235/osf.io/zyp3f [eingesehen am 30.08.2021]. Corona-Krisenmanagements der brandenbur- gischen Landesregierung im Brandenburg-Mo- nitor 2020 (73 Prozent zufrieden bis sehr zufrie- den, 27 Prozent weniger bis sehr unzufrieden)58 scheint das auf vergleichsweise große Unzufrie- denheiten hinzudeuten. Hinter diesem Global- eindruck scheinen jedoch stark unterschiedliche Motivlagen zu stecken, keine scharfe Polarisie- rung: Eine deutliche Mehrheit findet staatliche Vorgaben bei der Pandemiebekämpfung dezi- diert gerechtfertigt (36 Prozent eher, 18 Prozent voll und ganz), weitere 30 Prozent befürworten gesetzlich gestützte Restriktionen zumindest zum Teil. Gegenüber diesen insgesamt 84 Pro- zent sind nur 16 Prozent der Befragten der Mei- nung, dass der Infektionsschutz eher bzw. voll und ganz der Eigenverantwortung der Bürger*in- nen überlassen werden sollte. Auch der Blick auf die Gefahrenlage, die CO- VID-19 für die*den Einzelne*n und seine bzw. ihre Angehörigen bedeuten kann, zeigt eine klare Sensibilisierung für die aktuelle Problem- lage. Zwar fürchten sich nur 40 Prozent der Be- fragten (15 Prozent sehr, 25 Prozent ein wenig) vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus (gegenüber 32 Prozent, die eher keine Angst ha- ben, und 26 Prozent, die gar keine haben); zu- gleich aber sieht eine ausgeprägte Mehrheit von 69 Prozent große Gefahren bei der Infektion An- gehöriger (40 Prozent sehr, 29 Prozent ein we- nig). Ferner äußern nur 5 Prozent der Befragten Vorbehalte gegenüber der Schutzimpfung, wäh- rend 86 Prozent zu Protokoll geben, die Schut- zimpfung wahrnehmen zu wollen. Im Kontext der häufig wenig faktenbasierten Kampagne gegen den Impfstoff seitens der Querdenken-Bewe- gung überprüften wir auch, ob ein Zusammen- hang zwischen der Impfabsicht und der Zustim- mung zu den Verschwörungs-Items besteht. Die rund 50 Personen in unserem Sample, die anga- ben, sich nicht impfen lassen zu wollen, verteilen sich in ihrer Zustimmung und Ablehnung jedoch fast gleichmäßig auf die im Index zusammen- genommenen drei Items zum Themenkomplex Verschwörungsglaube. 58 Vgl. Müller-Hilmer: Brandenburg-Monitor 2020, S. 5. 46 % 55 % 52 % 44 % 0 % 20 % 40 % Bundesebene Landesebene eher bis sehr unzufrieden sehr bis eher zufrieden Zufriedenheit mit der Corona-Politik gewichtete Angaben von 996-1.001 Befragten Abbildung 43: Zufriedenheit mit Corona-Politik 3 Ergebnisse FoDEx-Studie | Politische Kultur 43 Aus diesen Zahlen geht hervor, dass der größte Teil der niedersächsischen Bevölkerung in der Corona-Pandemie ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko sieht; in besonderem Maße direkt betroffen sind 26 Prozent, da sie an einer chronischen Erkrankung leiden; 17 Prozent arbei- ten im Gesundheitssektor. Gepaart mit dem ver- breiteten Gefühl, gut informiert zu sein – 81 Pro- zent der Befragten stimmen dem mit Blick auf die Risiken der Pandemie eher bis voll und ganz zu, 71 Prozent hinsichtlich der Eindämmungs- maßnahmen –, spricht dieses Stimmungsbild insgesamt für eine hohe Akzeptanz des diesbe- züglichen politischen Kurses in der niedersächsi- 15 % 25 % 32 % 26 % 3 % ja, sehr ja, ein wenig nein, eher nicht nein, gar nicht Ich war bereits infiziert. Angst vor schwerer Erkrankung durch das Corona-Virus gewichtete Angaben von 1.000 Befragten 40 % 29 % 21 % 10 % ja, sehr ja, ein wenig nein, eher nicht nein, gar nicht Angst vor schwerer Erkrankung Angehöriger durch das Corona-Virus gewichtete Angaben von 1.000 Befragten 18 % 36 % 30 % 11 % 5 % voll und ganz auf staatliche Vorgaben eher auf staatliche Vorgaben teils/teils eher auf Eigenverantwortung voll und ganz auf Eigenverantwortung Sollte man bei der Bekämpfung einer Pandemie auf staatliche Vorgaben oder auf die Eigenverantwortung der Menschen setzen? gewichtete Angaben von 1.001 Befragten Abbildung 45: Persönliches Risiko COVID-19 Abbildung 46: Angehörigenrisiko COVID-19 Abbildung 44: Staat vs. Eigenverantwortung Pandemiebekämpfung FoDEx-Studie | Politische Kultur44 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 schen Bevölkerung. Auch die bewusst provokant gehaltene Frage, welche Grundrechte der Staat nicht einmal zum Zweck der Pandemiebekämp- fung anrühren dürfe, fördert keine grundsätzlich kritische Haltung zur aktuellen Infektionsschutz- politik zutage: 22 Prozent der Befragten halten den Infektionsschutz grundsätzlich für vorrangig und nennen daher kein nicht einzuschränkendes Grundrecht, weitere 21 Prozent verweigerten eine Antwort, 18 Prozent pochen auf den Schutz der Privatsphäre und die Unverletzlichkeit der Woh- nung. Unzufriedenheit ist hier wohl in erster Linie jenen 17 Prozent anzumerken, die die Immunität persönlicher Bewegungsfreiheit betonen, aber auch den 7 Prozent, die sämtliche Grundrechte 12 % 18 % 37 % 23 % 9 % 1 überhaupt nicht eingeschränkt 2 3 4 5 sehr stark eingeschränkt Allgemeines Einschränkungsgefühl durch die Infektionsschutzmaßnahmen gewichtete Angaben von 1.000 Befragten Abbildung 47: Allgemeines Einschränkungsgefühl durch Infektionsschutzmaßnahmen 52 % 33 % 9 % 6 % Ja, sehr Ja, ein wenig Nein, eher nicht Nein, gar nicht Einschränkungsgefühl hinsichtlich der persönlichen Kontakte zu anderen Menschen gewichtete Angaben von 1.001 Befragten Abbildung 48: Einschränkungsgefühl durch Kontaktbeschränkungen 31 % 40 % 22 % 7 % ja, sehr ja, ein wenig nein, eher nicht nein, gar nicht Sorgen um den gesellschaftlichen Zusammenhalt infolge der Pandemie gewichtete Angaben von 1.000 Befragten Abbildung 49: Sorgen um gesellschaftlichen Zusammenhalt infolge der Pandemie 3 Ergebnisse FoDEx-Studie | Politische Kultur 45 für prinzipiell unantastbar erklären.59 Diese Zah- len bilden einen auffälligen Kontrast zum annä- hernd60 bundesweiten Durchschnitt des COSMO – COVID-19 Snapshot Monitorings im Juli 2021: Insgesamt misstraut demnach die Hälfte der Bundesbürger*innen dem Corona-Krisenma- nagement der Bundesregierung, nur 32 Prozent vertrauen explizit.61 Diese grundsätzliche Befürwortung der Co- rona-Politik fällt umso stärker ins Gewicht, als die Bürger*innen Niedersachsens spürbar un- ter dem Druck der Kontaktbeschränkungen äch- zen. Während das allgemeine Einschränkungsge- fühl stark variiert, leiden die Menschen erkenn- bar unter den reduzierten menschlichen Kon- takten: 52 Prozent fühlen sich in dieser Hinsicht sehr stark eingeschränkt, 33 Prozent ein wenig. Danach befragt, von welchen Maßnahmen sie sich am stärksten eingeschränkt fühlen, klagen 70 Prozent der Befragten über den Verlust indi- vidueller Bewegungsfreiheiten im Alltag. Demge- genüber wiegt etwa der Verzicht auf Urlaubsrei- sen (9 Prozent) und Kulturangebote (6 Prozent) 59 Bei diesen Zahlen ist allerdings besondere Vorsicht geboten. Nach Abschluss der Befragung wurde deut- lich, dass die Formulierung im Wortlaut („Welche Grundrechte darf der Staat nicht einmal zur Pande- miebekämpfung anrühren?“) bei einigen Befragten die Konfusion der doppelten Verneinung evoziert haben könnte. Aus diesem Grund ist die Sprecher*in- nenintention bei einigen Antworten nicht mehr mit letztgültiger Klarheit zu bestimmen: Denkbar ist zwar, dass jede*r, der*die auf diese Frage schlicht mit „alle“ antwortete, tatsächlich hatte sagen wollen, dass alle Grundrechte vor Zugriff zu schützen seien – ausschlie- ßen können wir jedoch auch die gegenteilige Absicht nicht, dass im Sinne umgangssprachlicher Konversa- tionsgewohnheiten gemeint sein könnte, es dürften grundsätzlich alle Grundrechte angetastet werden. 60 Berücksichtigt werden hier nur Personen mit Internet- zugang, effektiv Personen bis zum Alter von 74, vgl. Universität Erfurt: COSMO – COVID-19 Snapshot Moni- toring. Methode, o. D., URL: https://projekte.uni-er- furt.de/cosmo2020/web/method/ [eingesehen am 30.08.2021]. 61 Vgl. Universität Erfurt: COSMO COVID-19 Snapshot Monitoring. Zusammenfassung und Empfehlungen Welle 47, 16.07.2021, URL: https://projekte.uni-erfurt. de/cosmo2020/web/summary/47/ [eingesehen am 30.08.2021]. deutlich weniger schwer. Wie gesagt: All dies führt dennoch kaum zu substanziellen Zweifeln an der mehrheitlich befürworteten Eindämmungs- politik. Vielmehr scheinen die Niedersachsen in den potenziellen negativen Folgen, die die Pan- demie für den gesellschaftlichen Zusammen- halt insgesamt bedeuten könnte – denkbar wä- ren hier anwachsende soziale Ungleichheiten, politische Polarisierungen und ein raueres Dis- kussionsklima –, weitaus größere Problemla- gen zu erblicken als etwa im vorübergehenden Verlust von Lebensqualität. 40 Prozent machen sich hier moderate, 31 Prozent sehr große Sor- gen (22 Prozent eher keine, 7 Prozent gar keine). Vor dem Hintergrund der qualitativen Vertie- fungsstudie von 2020 schließt sich hier gewis- sermaßen der Kreis zu den Relevanzhierarchien politischer Problemlagen vor der Pandemie: Die Befürchtung, dass anwachsende gesellschaftli- che Desintegrationstendenzen die politische, so- ziale und kulturelle Eintracht in Niedersachsen und der Bundesrepublik nachhaltig schädigen könnten, beherrschte die dort ausgewerteten Gruppendiskussionen.62 Verbinden wir nun die Zahlen des The- menschwerpunkts zur Corona-Krise mit den weiter oben vorgestellten Werten zum Institu- tionen- und Politikvertrauen, dürfen wir eine von uns im vergangenen Jahr vorsichtig auf- gestellte Vermutung als bestätigt ansehen: Das durch die Corona-Krise hervorgerufene Kon- fliktpotenzial fällt auf den ersten Blick in Nie- dersachsen insgesamt gering aus; der Nord- westen Deutschlands bleibt „ein Bundes- land mit ausgeprägter Loyalität zu seinen In- stitutionen und seinem politischen Establish- ment“63; einer Loyalität, die in unseren Zahlen eng mit der allgemeinen Demokratiezufrieden- heit korreliert und aller Voraussicht nach auch durch die aktuelle Gesundheitskrise nicht er- schüttert wird. Allerdings zeigt sich auf den zweiten Blick, dass auch in Niedersachsen ein nicht unerheb- licher Anteil nach wie vor unzufrieden mit der 62 Vgl. Schenke et al.: Die ungeschriebene Verfassung der Niedersachsen, S. 34. 63 Ebd., S. 91. FoDEx-Studie | Politische Kultur46 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Politik und Demokratie im Allgemeinen und der Corona-Politik im Besonderen ist. Abbildung 50 zeigt, dass wer besonders unzufrieden mit der Corona-Politik ist, auch besonders unzufrieden mit der Demokratie im Allgemeinen ist. Aller- dings sind selbst bei den mit der Demokratie sehr zufriedenen Befragten 12 Prozent sehr unzufrie- den mit der Corona-Politik. Die niedersächsische Bevölkerung ist in weiten Teilen zufrieden und staatstragend – auch in der Corona-Pandemie. Eine durchaus nennenswerte Minderheit von bis zu 20 Prozent teilt diese Zufriedenheit jedoch nicht, wie wir in den unterschiedlichen Auswer- tungen zuvor gesehen haben. 60 % 30 % 12 % 5 % 12 % 20 % 53 % 49 % 32 % 19 % 20 % 14 % 33 % 58 % 55 % 2 % 4 % 5 % 14 % 0% 20% 40% 60% 80% 100% sehr unzufrieden (Dem.) eher unzufrieden (Dem.) teils/teils (Dem.) eher zufrieden (Dem.) sehr zufrieden (Dem.) Zufriedenheit mit dem Zustand der Demokratie in Deutschland und Zufriedenheit mit der Corona-Politik (Bundesebene) sehr unzufrieden (Corona-P.) eher unzufrieden (Corona-P.) eher zufrieden (Corona-P.) sehr zufrieden (Corona-P.) gewichtete Angaben von 1000 Befragten Abbildung 50: Demokratiezufriedenheit und Zufriedenheit Corona-Politik 3 Ergebnisse FoDEx-Studie | Politische Kultur 47 2 % 2 % 2 % 4 % 6 % 6 % 9 % 70 % Berufliche Einschränkungen, Jobverlust Schul- und Kitaschließungen, Homeschooling, Kinderbetreuung keine Angabe Kaum oder kein Einschränkungsgefühl Maskenpflicht, Hygieneregeln und Testpflichten Verzicht auf Kultur- und Sportangebote Verzicht auf Urlaub und Reisen Verlust von Freiheiten durch Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % Von welchen Infektionsschutz-Maßnahmen fühlen Sie sich am stärksten eingeschränkt? ungewichtete Angaben von 1.001 Befragten Abbildung 51: Welche Infektionsschutz-Maßnahmen schränken am stärksten ein Abbildung 52: Welche Grundrechte darf der Staat nicht zur Pandemiebekämpfung anrühren. Nicht abgebildet sind die Ausprä- gungen „keine, Infektionsschutz geht (notfalls) vor“ (22%) und „keine Angabe“ (21%). Welche Grundrechte darf der Staat nicht einmal zur Pandemiebekämpfung anrühren ungwichtete Angaben von 1.001 Befragten Meinungsfreiheit, Schutz der Privatsphäre und der Familie, Unverletzlichkeit der Wohnung alle, Infektionsschutz ist prinzipiell nachgeordnet Die „Würde des Menschen“ allgemein Das Wahlrecht Recht auf Bildung und Selbstentfaltung Recht auf Berufswahl und Eigentum, Schutz des Einkommens Recht auf medizinische Betreuung, Entscheidungsfreiheit beim Impfen Persönlichkeitsrechte insgesamt Menschenrechte allgemein, körperliche Unversehrtheit, Religionsfreiheit Persönliche Bewegungs-, Reise- und Versammlungsfreiheit, „Freiheit“ allgemein 17% 7% 4% 3% 2% 2% 1% 0,3% 0% 5% 10% 15% 20% 4% 18% FoDEx-Studie | Politische Kultur48 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Fazit und Ausblick: Polarisierende Zufriedenheit FoDEx-Studie | Politische Kultur 49 4 Fazit und Ausblick: Polarisierende Zufriedenheit? D er aktuelle Befund für Nieder-sachsen mutet etwas paradox an: Einerseits sind die Demokratie-zufriedenheit und das Vertrauen in die politischen Institutionen im Mittel während der Corona-Pandemie ge- stiegen; andererseits gibt es aber auch etwas mehr Unzufriedene mit der Demokratie sowie eine berichtete Radikalisierung der Querden- kerszene64. Wie passt das zusammen? Wir schlagen hier den Begriff der „polarisie- renden Zufriedenheit“ vor. Statistische Mittel- werte ignorieren zu einem gewissen Grad die Ein- stellung von marginalisierten Gruppen. Unsere Hypothese ist, dass – gerade weil es mehr Zufrie- dene gibt – sich umgekehrt die ohnehin schon tendenziell Unzufriedenen radikalisieren, weil sie sich immer mehr in der Defensive sehen. In Ab- bildung 24 ist gut zu sehen, wie sich im Vergleich zur Umfrage von 2019 die Balken sowohl bei den eher Zufriedenen als auch den eher Unzufriede- nen erhöht haben. Die Unzufriedenen sind nicht wenige, aber angesichts der zum Teil stark ange- stiegenen Vertrauenswerte in der Mehrheitsge- 64 Z. B.: Reuters: Bundesländer warnen vor steigen- der Gewaltbereitschaft unter Corona-Leugnern, in: WirtschaftsWoche, URL: https://www.wiwo.de/poli- tik/deutschland/querdenker-bundeslaender-war- nen-vor-steigender-gewaltbereitschaft-unter-co- rona-leugnern/27648668.html [eingesehen am 08.11.2021]. sellschaft sind sie mit ihrer Skepsis und Unzufrie- denheit zunehmend weniger anschlussfähig. Bei einer zusammenführenden Betrachtung der Ergebnisse ist diese Zufriedenheit der Mehr- heitsgesellschaft auch nicht widerspruchsfrei. Dies mag zur Polarisierung beitragen. Wie wir aus unseren vorherigen Studien wissen, schätzt die niedersächsische Bevölkerung insbesondere die Freiheitsrechte an der Demokratie. Genau diese Freiheitsrechte sehen viele Menschen angesichts der Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung als bedroht an. Warum sollten Sie dann zufriedener sein? Um diesen Widerspruch für verschiedene Bevölkerungsgruppen zu klären, werden wir in den kommenden Monaten vertiefende Studien durchführen. Denkbar sind voneinander abwei- chende, parallellaufende Erklärungsmuster. Zum Ersten finden wir immer wieder, dass die Mehr- heit der niedersächsischen Bevölkerung sich ei- nen starken, handlungsfähigen Staat wünscht. Die Einrichtung von Impfzentren und die Ein- schränkungen zur Pandemiebekämpfung könn- ten bei dieser Bevölkerungsgruppe das Institu- tionenvertrauen und das Vertrauen in die Hand- lungsfähigkeit des Staates insgesamt gestärkt haben. Zum Zweiten könnte bei einer anderen Personengruppe einfach der Vergleich mit dem Pandemieverlauf in anderen Staaten dazu füh- ren, dass die Einschränkungen in Deutschland als nicht so umfangreich angesehen werden wie in anderen Staaten. Diese Personen vertrauen da- rauf, dass die bisherigen Maßnahmen tatsäch- lich nur das absolut Notwendige an Freiheitsein- FoDEx-Studie | Politische Kultur50 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 schränken für die Pandemiebekämpfung mit sich brachte. Zum Dritten könnte auch der über weite Strecken vergleichsweise gute Erfolg in der Pan- demiebekämpfung zu dieser Zufriedenheit und dem Vertrauensgewinn führen. Wie sich dann im Winter 2021/22 angesichts der im Vergleich zu Ländern wie Portugal und Spanien durchwach- senen Impfquote und dem – Redaktionsschluss November – Anstieg der Inzidenzen die Zufrie- denheit dieser Bevölkerungsgruppe entwickelt, bleibt abzuwarten. Zum Vierten scheint es eine Gruppe zu geben, die für sich selbst keine großen Freiheitseinschränkungen und auch keine wirt- schaftlichen Folgen fürchtet und daher mögli- cherweise eine hohe Zufriedenheit aufweist. Dazu passt der Befund, dass einerseits die niedersächsische Bevölkerung für sich selbst im Mittel eher gute Zukunftsaussichten prognosti- ziert – auch wenn es 23 Prozent unserer Befrag- ten sind, die im Vergleich zu heute die Zukunfts- aussichten schlechter beurteilen, was keine ge- ringe Zahl ist. Andererseits werden die Aussich- ten künftiger Generation mehrheitlich – von 64 Prozent – als schlechter eingeschätzt und nur von 14 Prozent als besser. Mit der eigenen Pers- pektive ist die niedersächsische Bevölkerung zu- frieden, vermutet aber, dass es in der Gesamtheit eher schlechter wird. Dieser Gegensatz zwischen individueller und kollektiver Zukunftsaussicht mag zur Polarisierung beitragen. Dieser Gegensatz gilt auch für Regionen. Wir finden als klares Muster, dass in den ökonomisch prosperierenden Regionen die Unterstützung für die Grundprinzipien der repräsentativen Demo- kratie am höchsten sind. Je weiter wir uns von den florierenden Dienstleistungszentren entfer- nen und je ländlicher die Region wird, desto eher finden wir eine leichte Skepsis. Diesen regiona- len Mustern, die sich im Wahlverhalten in einem Stadt-Land-Gegensatz schon länger abbilden, werden wir in den Vertiefungsstudien ebenfalls nachgehen. Die in Niedersachsen vergleichsweise ruhige politische Lage und die im Mittel gestiegenen Vertrauens- und Zufriedenheitswerte sind also kein Grund sich zurückzulehnen. Es gibt einen hohen Bevölkerungsanteil, der nicht nur mit der Pandemiebekämpfung unzufrieden ist, sondern auch mit dem Zustand der Demokratie an sich. Zugleich werden von einer sehr großen Mehrheit die Zukunftsaussichten künftiger Gegenrationen skeptisch beurteilt. Für die Politik (nicht nur) in Niedersachsen wird es eine große Herausforde- rung sein, diese Bevölkerungsgruppen zu errei- chen und Zukunftsperspektiven für künftige Ge- nerationen aufzuzeigen. 23 % 64 % 48 % 22 % 29 % 14 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % Eigene Zukunftsaussichten Zukunftsaussichten der künftigen Generation Zukunftsaussichten im Vergleich zu heute schlechter gleich besser gewichtete Angaben von 996 Befragten Abbildung 53: Zukunftsaussichten im Vergleich zu heute Fazit und Ausblick: Polarisierende Zufriedenheit FoDEx-Studie | Politische Kultur 51 Quellen und Literatur Amnesty International (Hrsg.): Glossar für diskri- minierungssensible Sprache, 28.02.2017, URL: https://www.amnesty.de/2017/3/1/glossar-fu- er-diskriminierungssensible-sprache [eingese- hen am 11.05.2021]. Bobbio, Noberto: Rechts und Links. Gründe und Be- deutungen einer politischen Unterscheidung, Berlin 2021. dimap Institut für Markt- und Politikforschung: Sachsen-Monitor 2018. 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In welchem Bundesland leben Sie? Frage 2. Was ist aus Ihrer Perspektive zurzeit das wichtigste Problem in Deutschland? … (Offene Angabe:) _______________ … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 3. Gibt es noch ein weiteres politisches Problem, das Ihnen wichtig ist? … (Offene Angabe:) _______________ … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 4. Nimmt die Politik diese Probleme wahr oder ignoriert sie sie? … Nimmt sie wahr … Ignoriert sie … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 5. Und was meinen Sie: Kann die Politik diese Probleme lösen? … Ja … Nein … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 6. Wie sehr interessieren Sie sich für Politik? Interessieren Sie sich: … Sehr stark … Stark … Mittelmäßig … Wenig … Gar nicht … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** FoDEx-Studie | Politische Kultur56 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Frage 7. Es gibt neben dem Wählen weitere Möglichkeiten, politischen Einfluss zu nehmen. Ich lese Ihnen jetzt eine Liste mit den verschiedenen Möglichkeiten vor. Sagen Sie mir bitte, ob Sie diese Möglichkeit schon genutzt haben. … Bei einer Unterschriftensammlung unterschreiben … Im Internet seine politische Meinung kundtun … An einem Volksentscheid teilnehmen … An einer Demonstration teilnehmen … Sich direkt an einen Politiker oder eine Politikerin wenden … In einer Bürgerinitiative oder einem politisch tätigen Verein mitarbeiten … Bei einem Boykott mitmachen, also bestimmte Waren oder Geschäfte aus poli- tischen Gründen meiden … Eine Demonstration politischer Gegner blockieren … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** (Den Befragten wurden die Antwortmöglichkeiten "ja" oder "nein" gegeben, auch ein "Weiß nicht" oder "Keine Antwort" seitens der Befragten wurden notiert.) Frage 8. Glauben Sie, dass der einzelne Bürger durch seine oder ihre Aktivitäten Einfluss auf die Politik nehmen kann? … Nein, der einzelne Bürger hat keinen Einfluss auf die Politik … Ja, auch der einzelne Bürger hat einen Einfluss auf die Politik … Ja, aber das gilt nur, wenn andere Gleichgesinnte mitmachen … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 9. Haben Sie schon einmal in Internetforen oder sozialen Medien über Politik diskutiert? … Ja … Nein … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 10. Haben Sie schon einmal einen politischen Beitrag im Internet kommentiert, z. B. über die Kommentarfunktion? … Ja … Nein … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Anhang: Fragebogen FoDEx-Studie | Politische Kultur 57 Frage 11. Haben Sie sich schon einmal im Internet über Politiker beschwert? … Ja … Nein … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 12. Jetzt würde ich gerne wissen, ob Sie sich Situationen vorstellen können, in denen Ge- walt in politischen Auseinandersetzungen gerechtfertigt ist. … Gewalt ist gerechtfertigt zur Erreichung der eigenen politischen Ziele … Gewalt ist gerechtfertigt als Reaktion auf Gewalt der Gegenseite … Gewalt ist nie gerechtfertigt … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 13. Viele Leute verwenden die Begriffe Links und Rechts, wenn es darum geht, unterschied- liche Einstellungen zu kennzeichnen. Wenn Sie an Ihre eigenen politischen Ansichten denken, wo würden Sie diese auf einer Skala von 1 bis 11 einstufen? 1 bedeutet sehr „links“, 6 ist genau die Mitte und 11 bedeutet sehr „rechts“. … 1 sehr links … 2 … 3 … 4 … 5 … 6 … 7 … 8 … 9 … 10 … 11 sehr rechts … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 14. Haben Sie an der letzten Landtagswahl in Niedersachsen im Oktober 2017 teilgenom- men? … Ja … Nein … Nein, ich war nicht wahlberechtigt … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** FoDEx-Studie | Politische Kultur58 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Frage 15. Welche Partei haben Sie damals gewählt? (Zweitstimme) … CDU … SPD … FDP … Bündnis 90/Die Grünen … Die Linke … AfD … Andere Partei (offene Angabe:) _______________ … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 16. Wenn am nächsten Sonntag in Niedersachsen Landtagswahl wäre, welche Partei wür- den Sie dann wählen? … CDU … SPD … FDP … Bündnis 90/Die Grünen … Die Linke … AfD … Andere Partei (offene Angabe:) _______________ … Ich gehe nicht wählen. … Ich bin nicht wahlberechtigt. … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 17. Wie zufrieden sind Sie allgemein mit dem Zustand der Demokratie in Deutschland? … Sehr zufrieden … Eher zufrieden … Teils/teils … Eher unzufrieden … Sehr unzufrieden … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Anhang: Fragebogen FoDEx-Studie | Politische Kultur 59 Frage 18. Wo informieren Sie sich über Politik? … Informiere mich über das politische Geschehen in Tageszeitungen (gedruckt oder als ePaper) … Informiere mich über das politische Geschehen in Zeitschriften oder Magazinen (gedruckt oder als ePaper), wie z. B. Spiegel, Focus o. Ä. … Informiere mich über das politische Geschehen im Internet auf Seiten von Zei- tungen und Zeitschriften … Informiere mich über das politische Geschehen im Radio … Informiere mich über das politische Geschehen im Fernsehen … Informiere mich über das politische Geschehen durch persönliche Gespräche mit Freunden, Verwandten oder Kollegen … Informiere mich über das politische Geschehen in sozialen Medien im Internet, z. B. Facebook o. Ä. … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** (Den Befragten wurden die Antwortmöglichkeiten "ja" oder "nein" gegeben, auch ein "Weiß nicht" oder "Keine Antwort" seitens der Befragten wurden notiert.) FoDEx-Studie | Politische Kultur60 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Frage 19. Ich lese Ihnen nun einige Aussagen vor. Sagen Sie mir bitte jeweils, ob Sie der Aussage voll und ganz, eher, eher nicht oder überhaupt nicht zustimmen. … Deutschland braucht eine starke Führung, an deren Vorgaben sich alle halten müs- sen. … Experten machen bessere Politik als Berufspolitiker. … Ein einfacher Bürger würde meine Interessen besser vertreten als ein Berufspolitiker. … Um Recht und Ordnung zu bewahren, sollte man härter gegen Außenseiter und Un- ruhestifter vorgehen. … Parteien sind für die Demokratie in Deutschland notwendig. … Streitigkeiten zwischen den Parteien schaden nur dem Allgemeinwohl. … Die Politiker handeln gegen die Interessen der einfachen Bevölkerung. … Das Volk, und nicht die Politiker, sollte die wichtigen politischen Entscheidungen treffen. … Deutschland braucht einen Wechsel des politischen Führungspersonals. … Im Grunde sind sich die Deutschen einig, was politisch passieren muss. … Eine funktionierende Demokratie ist ohne politische Opposition nicht denkbar. … Die Welt ist so unübersichtlich geworden, dass man gar nicht weiß, wie es weiterge- hen soll. … Die Europäische Einigung sollte weiter vertieft werden. … Gesetze haben Vorrang vor religiösen Vorschriften. … Gleichgeschlechtliche Paare sollten die gleichen Elternrechte wie klassische Ehe- paare aus Mann und Frau haben. … Wir haben genug Geflüchtete in Deutschland. … Die Regierung sollte in die Wirtschaft eingreifen, um Einkommensunterschiede zu vermindern. … Bekämpfung des Klimawandels geht vor Wirtschaftswachstum. … Das Wirtschaftssystem in Deutschland ist im Großen und Ganzen gerecht. … Die staatlichen Behörden überwachen alle Bürger genau. … Häufig versuchen Radio, Fernsehen und Zeitungen mehr die öffentliche Meinung zu beeinflussen als neutral zu informieren. … Die sozialen Medien sind nur dazu da, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. … Ereignisse, die auf den ersten Blick nicht miteinander in Verbindung zu stehen scheinen, sind oft das Ergebnis geheimer Aktivitäten. … Es gibt geheime Organisationen, die großen Einfluss auf politische … Entscheidungen haben. … Der Einfluss von Lobbyisten auf politische Entscheidungen wird häufig unterschätzt. … Man kann einen Menschen als gut oder böse einschätzen, wenn man seine politische Haltung kennt. … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Anhang: Fragebogen FoDEx-Studie | Politische Kultur 61 Frage 20. Im Folgenden geht es darum, wie sehr Sie unterschiedlichen Gruppen und Einrichtun- gen vertrauen. Sagen Sie mir bitte jeweils, ob Sie der Einrichtung oder Gruppe stark vertrauen, eher vertrauen, eher misstrauen oder stark misstrauen. … Den Politikern in Deutschland … Der CDU … Der SPD … Den Grünen … Der FDP … Der Linken … Der AfD … Der gegenwärtigen Bundesregierung … Der Landesregierung in Niedersachsen … Dem niedersächsischen Landesparlament … Ihrem Gemeinderat oder Stadtrat … Dem Bundesverfassungsgericht … Der Polizei … Dem Verfassungsschutz … Dem EU-Parlament … Den öffentlich-rechtlichen Medien im Fernsehen und Radio … Den Tageszeitungen und der Presse – egal ob gedruckt oder im Internet … Den sozialen Medien im Internet, wie Facebook, Instagram oder TikTok … Den Unternehmen in Deutschland … Den Gewerkschaften … Den christlichen Religionsgemeinschaften … Den anderen Religionsgemeinschaften … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 21. Wenn Sie an Ihre eigene Situation denken: Wie sehen Sie Ihre eigene Zukunft im Ver- gleich zu heute? … Schlechter … Gleich … Besser … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** FoDEx-Studie | Politische Kultur62 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Frage 22. Wie sehen Sie die Zukunft der künftigen Generation ganz allgemein? … Schlechter … Gleich … Besser … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 23. In Deutschland geht es alles in allem gerecht zu. Stimmen Sie voll und ganz, eher, eher nicht oder überhaupt nicht zu? … Stimme voll und ganz zu … Stimme eher zu … Teils/teils … Stimme eher nicht zu … Stimme überhaupt nicht zu … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 24. Nun kommen wir kurz zum Thema Corona. Wie zufrieden sind Sie mit der Corona-Poli- tik der Bundesregierung? … Sehr zufrieden … Eher zufrieden … Teils/teils … Eher unzufrieden … Sehr unzufrieden … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 25. Wie zufrieden sind Sie mit der Corona-Politik der Landesregierung in Niedersachsen? … Sehr zufrieden … Eher zufrieden … Teils/teils … Eher unzufrieden … Sehr unzufrieden … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Anhang: Fragebogen FoDEx-Studie | Politische Kultur 63 Frage 26. Sollte man bei der Bekämpfung einer Pandemie auf staatliche Vorgaben oder auf die Eigenverantwortung der Menschen setzen? … voll und ganz auf staatliche Vorgaben … eher auf staatliche Vorgaben … teils/teils … eher auf Eigenverantwortung … voll und ganz auf Eigenverantwortung … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 27. Haben Sie Angst davor, durch eine Ansteckung mit dem Corona-Virus schwer krank zu werden? … Ja, sehr … Ja, ein wenig … Nein, eher nicht … Nein, gar nicht … Ich war bereits infiziert … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 28. Haben Sie Angst davor, dass eine/r Ihrer Angehörigen durch eine Ansteckung mit dem Corona-Virus schwer erkrankt? … Ja, sehr … Ja, ein wenig … Nein, eher nicht … Nein, gar nicht … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 29. Haben Sie die Absicht, sich gegen das Corona-Virus impfen zu lassen? … Ja … Nein … Ich möchte erst einmal noch abwarten … Ich bin bereits geimpft … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** FoDEx-Studie | Politische Kultur64 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Frage 30. (Falls nein:) Welche Vorbehalte haben Sie gegenüber einer Impfung? … (Offene Angabe:) _______________ … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 31. Ich habe das Gefühl, durch die Pandemie anderen Menschen gegenüber misstrauischer geworden zu sein. … Stimme voll und ganz zu … Stimme eher zu … Teils/teils … Stimme eher nicht zu … Stimme überhaupt nicht zu … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 32. Ich fühle mich in Bezug auf die Risiken der Coronavirus-Pandemie gut informiert. … Stimme voll und ganz zu … Stimme eher zu … Teils/teils … Stimme eher nicht zu … Stimme überhaupt nicht zu … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 33. Ich fühle mich in Bezug auf die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pande- mie gut informiert. … Stimme voll und ganz zu … Stimme eher zu … Teils/teils … Stimme eher nicht zu … Stimme überhaupt nicht zu … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Anhang: Fragebogen FoDEx-Studie | Politische Kultur 65 Frage 34. Wie stark eingeschränkt fühlen Sie sich durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie? (1 bedeutet "nicht eingeschränkt", 5 bedeutet "sehr stark eingeschränkt") … 1 nicht eingeschränkt … 2 … 3 … 4 … 5 sehr stark eingeschränkt … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 35. Fühlen Sie sich hinsichtlich ihrer persönlichen Kontakte zu anderen Menschen deutlich eingeschränkter als vor der Pandemie? … Ja, sehr … Ja, ein wenig … Nein, eher nicht … Nein, gar nicht … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 36. Von welchen Maßnahmenfühlen Sie sich persönlich am stärksten eingeschränkt? … (Offene Angabe:) _______________ … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 37. Was meinen Sie, welche Grundrechte darf der Staat auch zur Bekämpfung einer Pande- mie nicht anrühren? … (Offene Angabe:) _______________ … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 38. Verfolgen Sie Nachrichten seit Beginn der Pandemie häufiger oder seltener als früher? … Viel häufiger … Etwas häufiger … Genauso oft … Etwas seltener … Viel seltener … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** FoDEx-Studie | Politische Kultur66 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Frage 39. Machen Sie sich infolge der Pandemie Sorgen um den gesellschaftlichen Zusammen- halt? … Ja, sehr … Ja, ein wenig … Nein, eher nicht … Nein, gar nicht … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 40. Nun folgen noch ein paar Fragen zur Statistik. Sie sind…? … Männlich … Weiblich … Divers … ** Keine Antwort ** Frage 41. In welchem Jahr sind Sie geboren? … (Offene Angabe:) _______________ … ** Keine Antwort ** Frage 42. Wie viele Personen leben insgesamt in Ihrem Haushalt? Bitte zählen Sie sich selbst dazu. … (Offene Angabe:) _______________ … ** Keine Antwort ** Frage 43. Wie viele Personen leben ständig in Ihrem Haushalt, die mindestens 14 Jahre alt sind? Bitte rechnen Sie sich selbst mit ein. … (Offene Angabe:) _______________ … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Anhang: Fragebogen FoDEx-Studie | Politische Kultur 67 Frage 44. Bitte nennen Sie Ihren höchsten Schulabschluss! … Ohne Haupt-/Volksschulabschluss … Volks- / Hauptschulabschluss … Mittlere Reife, Realschulabschluss, … Fachschulreife … Abschluss der Polytechnischen Oberschule (8./10. Klasse) … Fachhochschulreife, Abschluss einer Fachoberschule … Abitur, allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife … Anderer Schulabschluss, und zwar … (Offene Angabe:) _______________ … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 45. Haben Sie eine Berufsausbildung oder ein Studium abgeschlossen? … ja: Berufsausbildung … ja: Studium … nein … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 46. Sind Sie zurzeit erwerbstätig? … Ja, voll erwerbstätig … Ja, teilzeitbeschäftigt … Ja, in Altersteilzeit … Ja, geringfügig erwerbstätig, in einem Mini-Job … Ja, in einem „Ein-Euro-Job“ (bei Bezug von Arbeitslosengeld 2) … Ja, gelegentlich oder unregelmäßig beschäftigt … In einer beruflichen Ausbildung/Lehre … In Umschulung … In Wehrdienst/Zivildienst/Bundesfreiwilligendienst /Freiwilliges Soziales Jahr … Nein, nicht erwerbstätig … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** FoDEx-Studie | Politische Kultur68 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Frage 47. (Falls erwerbstätig:) Welche berufliche Stellung trifft derzeit auf Sie zu? … Landwirt(in) bzw. Genossenschafts-bauer … Freiberufler(in) … Selbständig (Handel, Handwerk, Industrie, Dienstleistung) … Beamter, Beamtin, Richter(in), Berufssoldat(in) … Angestellte(r) … Arbeiter(in) … Mithelfender Familienangehörige(r) … Sonstiges, und zwar … (Offene Angabe:) _______________ … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 48. Sind Sie im Gesundheitssektor tätig? … Ja … Nein … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 49. Haben sie aufgrund der die Corona-Pandemie häufiger im Home-Office gearbeitet? … Ja, viel häufiger … Ja, etwas häufiger … Etwa gleich viel … Nein, weniger … Ich habe noch nie im Home-Office gearbeitet. … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 50. Wer hat das Home Office vorgeschlagen? … Hat mein Arbeitgeber vorgeschlagen … Habe ich selbst vorgeschlagen … Haben beide vorgeschlagen … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Anhang: Fragebogen FoDEx-Studie | Politische Kultur 69 Frage 51. (Falls nicht erwerbstätig:) Sagen Sie mir bitte, zu welcher der folgenden Gruppen Sie gehören, trifft keine dieser Gruppen auf Sie zu, sagen Sie es mir bitte auch. … Schüler(in) an einer allgemein-bildenden Schule … Student(in) … Rentner(in), Pensionär(in), im Vorruhestand … Arbeitslos … Hausfrau, Hausmann … In Mutterschafts-, Erziehungsurlaub, Elternzeit oder sonstiger Beurlaubung … Aus anderen Gründen nicht erwerbstätig … Sonstiges, und zwar … (Offene Angabe:) _______________ … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 52. Machen Sie sich infolge der Pandemie Sorgen um ihre berufliche Zukunft? … Ja, sehr … Ja, ein wenig … Nein, eher nicht … Nein, gar nicht … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 53. Welcher Religionsgemeinschaft gehören Sie an? … Der evangelischen Kirche … Einer evangelischen Freikirche … Der römisch-katholischen Kirche … Einer anderen christlichen Religionsgemeinschaft … Einer anderen, nicht-christlichen Religionsgemeinschaft … Keiner Religionsgemeinschaft … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 54. Engagieren Sie sich regelmäßig in Ihrer Glaubensgemeinschaft? … Ja … Nein … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** FoDEx-Studie | Politische Kultur70 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Frage 55. Hierzulande wird oft von der christlich-jüdischen Tradition gesprochen, die für Deutsch- land kennzeichnend sei. Was glauben Sie? Ist die christlich-jüdische Tradition für die Kultur in Deutschland: … Sehr wichtig … Eher wichtig … Teils/teils … Eher unwichtig … Sehr unwichtig … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 56. Sind Sie: … Ledig … Verheiratet oder in eingetragener Partnerschaft und zusammenlebend … Verheiratet oder in eingetragener Partnerschaft, aber in Trennung oder getrennt lebend … Geschieden … Verwitwet … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 57. Haben Sie zur Zeit einen festen Partner oder eine feste Partnerin? … Ja … Nein … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 58. Wie hoch ist das monatliche Nettoeinkommen Ihres Haushaltes insgesamt? Ich meine damit die Summe, die sich ergibt aus Lohn, Gehalt, Einkommen aus selbstän- diger Tätigkeit, Rente oder Pension, jeweils nach Abzug der Steuern und Sozialversi- cherungsbeiträge. Rechnen Sie bitte auch die Einkünfte aus öffentlichen Beihilfen, Ein- kommen aus Vermietung, Verpachtung, Wohngeld, Kindergeld und sonstige Einkünfte hinzu. … (Offene Angabe:) _______________ … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Anhang: Fragebogen FoDEx-Studie | Politische Kultur 71 Frage 59. Ist Ihr Haushaltseinkommen im Zuge der Corona-Pandemie gesunken? … Ja … Nein … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 60. Wie viele Mitglieder Ihres Haushalts tragen zum Einkommen bei? … (Offene Angabe:)_______________ … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 61. Wie viele dieser Mitglieder mussten seit Beginn der Corona-Pandemie in Kurzarbeit gehen? … (Offene Angabe:)_______________ … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 62. Welche Staatsangehörigkeiten haben Sie? … (Länderliste) … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 63. Sind Sie in Deutschland geboren? … Ja … Nein … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 64. (Falls nein:) Seit welchem Jahr leben Sie in Deutschland? … (Offene Angabe:)_______________ … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 65. Sind Ihre Eltern oder ein Elternteil in Deutschland geboren? … Ja, ein Elternteil … Ja, beide … Nein … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** FoDEx-Studie | Politische Kultur72 Niedersächsischer Demokratie-Monitor 2021 Frage 66. Haben Ihre Eltern oder ein Elternteil eine andere als die deutsche Staatsangehörigkeit? … Ja, ein Elternteil … Ja, beide … Nein … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 67. Leiden Sie an einer chronischen Erkrankung? … Ja … Nein … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 68. Sind Sie Mitglied in kulturellen oder sportlichen Vereinen? … Ja … Nein … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 69. Sind sie Mitglied in einer Gewerkschaft oder beruflichen Interessenvertretung? … Ja … Nein … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 70. Sind Sie Mitglied einer politischen Partei? … Ja … Nein … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Frage 71. Und arbeiten Sie in einer dieser Organisationen auch aktiv mit? … Ja … Nein … ** Weiß nicht ** Keine Antwort ** Anhang: Fragebogen FoDEx-Studie | Politische Kultur 73 FoDEx-Studie | Politische Kultur74 Autor*innen Dr. Julian Schenke, geb. 1988, ist Bibliotheksre- ferendar an der Universitäts- bibliothek der Technischen Universität Braunschweig. Bis September 2021 war er stell- vertretender Projektkoordi- nator von FoDEx und wissen- schaftlicher Mitarbeiter am Göttinger Institut für Demo- kratieforschung. Inhaltlich war er verantwortlich für die Erhe- bungen des Niedersächsischen Demokratie-Monitors (NDM) und unterstützte darüber hin- aus die Forschung im Fachbe- reich Linksradikalismus. Seine wissenschaftlichen Schwer- punkte liegen in den Bereichen qualitativer politischer Kul- turforschung und Protestfor- schung. Annemieke Munderloh (B. A.), geb. 1994, studiert an der Ge- org-August-Universität Göt- tingen Soziologie mit Schwer- punkt auf Methoden der in- terpretativen Sozialforschung und einem inhaltlichen Fokus auf die Untersuchung von Un- gleichheit sowie des Einflusses von Migration, Kultur und Re- ligion auf Gesellschaften. Seit März 2017 ist sie studentische Hilfskraft bei FoDEx im Fach- bereich „Radikaler Islam“ und erforscht dort qualitativ The- men des politischen Islam und seiner regionalen Akteur*in- nen, seit Januar 2021 arbei- tet sie zudem am Niedersäch- sischen Demokratie-Monitor (NDM) mit. FoDEx-Studie | Politische Kultur 75 Prof. Dr. Simon T. Franzmann, geb. 1977, ist seit April 2021 Professor für Demokratiefor- schung mit Schwerpunkten in der Parteien- und politischen Kulturforschung, Direktor des Instituts für Demokratiefor- schung sowie wissenschaftli- cher Leiter von FoDEx. Seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Theorie und Empirie des Parteienwettbe- werbs, Opposition, Populismus und Extremismus, Forschungs- logik und Inhaltsanalyse. Prof. Dr. Steffen Kühnel, geb. 1956, ist emeritierter Pro- fessor für Quantitative Metho- den der Sozialwissenschaften an der Georg-August-Univer- sität Göttingen und war dort Direktor des Methodenzen- trums Sozialwissenschaften (MZS). Wie ticken die Niedersachsen? Warum nehmen sie gesellschaftliche Ungerechtigkeiten wahr und hegen dennoch starkes Vertrauen in die staatlichen Institutionen? Warum neigen sie zu verschwörungstheoretischen Motiven? Wie sind die Unterschiede im Demokratieverständnis zu erklären? Und deutet all das auf ein anwach- sendes Konfliktpotenzial in diesem traditionell volksparteilich geprägten Bundesland hin? Die Kurzstudie klärt diese offenen Fragen des 1. repräsentativen Niedersächsischen Demokra- tie-Monitors (NDM) von 2019. Indem sie qualita- tiv vertiefend die mehrheitskulturellen politi- schen Orientierungen in den Großregionen We- ser-Ems und Raum Braunschweig herausarbei- tet, vervollständigt sie das empirische Bild der politischen Kultur Niedersachsens am Ende der 2010er Jahre. Reihe: FoDEx-Studie Sprache: Deutsch 100 Seiten, 6 Abbildungen ISSN 2628-3751 (Online) ISSN 2628 - 3743 (Print) FoDEx-Studie | Politische Kultur1 Die ungeschriebene Verfassung der Niedersachsen Die ungeschriebene Verfassung der Niedersachsen 1. Qualitative Vertiefungsstudie des Niedersächsischen Demokratie-Monitors (NDM) Julian Schenke Katharina Trittel Amelie Neumann FoDEx-Studie Politische Kultur Nr. 5 (2020)Fo DE x 3FoDEx-Studie | NDM-Monitor W W W . F O DE X -O NL IN E. DE Impressum W W W . F O DE X -O NL IN E. DE Nachweise Schrift: Kanit Font, Cadson Demak [http:// cadsondemak.com/], 2015, SIL Open Font License v1.10 [http:// scripts.sil.org/cms/scripts/page. php?item_id=OFL_web] ISSN 2628 - 3743 FoDEx-Studie (Print) ISSN 2628 - 3751 FoDEx-Studie (Online) ISBN 978-3-86395-521-2 doi: https://doi.org/10.17875/gup2021-1817 Göttingen, November 2021 Herausgeberin Forschungs- und Dokumentationsstelle zur Analyse politischer und religiöser Extremismen in Niedersachsen am Institut für Demokratieforschung Georg-August-Universität Göttingen Weender Landstraße 14 37073 Göttingen Tel.: + 49 551 39 1701 00 Fax: + 49 551 39 1701 0 1 E-Mail: kontakt @ fodex- online. de Ansprechpartner Studie: Prof. Dr. Simon T. Franzmann simon.franzmann@uni-goettingen.de Gestaltung Katja Töpfer (Layout und Bildbearbeitung) Niklas Foitzik, (Grafiken) Philipp Heimann (Lektorat) Rechte Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz. © 2021 Universitätsverlag Göttingen http://univerlag.uni-goettingen.de I Dem Demokratieforschung GöttingenInstitut für ISSN (Print) 2628 - 3743 ISSN (Online) 2628 - 3751 ISBN 978-3-86395-521-2 doi: https://doi.org/10.17875/gup2021-1817 www . fodex - online. de FoDEx Forschungs- und Dokumentationsstelle zur Analyse politischer und religiöser Extremismen in Niedersachsen www . demokratie - goettingen. de