Mit der Berufung Ludwig Prandtls als Professor für Angewandte Mechanik wurde die kleine Universitätsstadt Göttingen im Jahr 1904 zur Wiege der modernen Strömungsmechanik und Aerodynamik. Prandtl begründete hier nicht nur mit der Aerodynamischen Versuchsanstalt (AVA) und dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Strömungsforschung zwei Forschungseinrichtungen von Weltrang, sondern auch mit der so genannten „Göttinger Schule“ eine außergewöhnlich fruchtbare wissenschaftliche Denkweise, die sich durch eine eigentümliche Balance von physikalischer Intuition und mathematischer Exaktheit auszeichnet. Die wissenschaftliche Methode Prandtls und seiner Schüler hat ihren Niederschlag in zahlreichen Dissertationen, Monographien und Lehrbüchern gefunden, die mittlerweile als klassisch gelten und damit zum Grundbestand der Strömungslehre gehören. Doch viele dieser Publikationen sind seit langer Zeit nicht mehr verfügbar. Die Reihe „Göttinger Klassiker der Strömungsmechanik“ stellt deshalb ausgewählte Publikationen, die der Göttinger Schule um Ludwig Prandtl zuzurechnen sind oder in einem gewissen historischen Bezug dazu stehen, wieder zur Verfügung. Anlässlich eines Vortrags bei der Physikertagung 1947 in Göttingen hat Ludwig Prandtl seinen speziellen Weg zur Lösung strömungsmechanischer Probleme dargelegt, dessen charakteristische Eigenart darin besteht, „[…] dass ich aber mir von den den Aufgaben zugrunde liegenden Dingen eine möglichst eingehende Anschauung zu verschaffen strebe und die Vorgänge zu verstehen suche. Die Gleichungen kommen erst später dran, wenn ich die Sache glaube verstanden zu haben […] Die vorerwähnte Art von Anschauung lässt sich durchaus erlernen […], sie erfordert freilich ein besonderes Training.“ Prandtls erstes Lehrbuch „Abriß der Strömungslehre“ ist nichts anderes als der erfolgreiche Versuch, dieses besondere Erkenntnisprinzip in eine leicht fassliche didaktische Form zu bringen.
Publikationstyp: Monographie
Sparte: Universitätsverlag
Sprache: Deutsch